Hinter den Songs von ELDA stehen zwei Frauen, die nicht bereit sind sich in vorgefertigte Pop Strukturen einzufügen. Seit ihrer Schulzeit rücken Alessa Stupka und Leila Antary unbeirrt immer weiter in die Musik Business Welt vor und schaffen Platz für weiblichen, intuitiven und abwechslungsreichen Indie Pop. Seit 2018 spielen ELDA in voller Band Besetzung mit Annelie Schwarz an den Drums und Daniel Hertel an der Gitarre.
- Hallo Alessa und Leila, Danke, dass ihr euch Zeit nehmt. Wir leben weiterhin in verrückten Zeiten, schon das zweite Jahr. Wie geht es euch damit? Zumal ihr im April ein paar Shows gespielt hättet, u.a. in unserem wunderschönen Leipzig.
Hi! Richtig gut geht es uns in der aktuellen Situation natürlich nicht – vor allem, da wir ausgerechnet Anfang letzten Jahres den Entschluss gefasst haben uns nun 100prozentig der Musik zu widmen. Es gibt aber auch Lichtblicke wie z.B. die Förderung der Initiative Musik, diverse Kollaborationen und die Bemühungen vieler Kulturschaffenden, trotz allem Alternativen anzubieten.
- Ihr habt euch bei einer Gartenparty am Lagerfeuer kennengelernt. Traf euch vom knisternden Feuer aus heraus der musikalische Blitz mitten ins Herz oder gibt es dazu noch eine, vielleicht unveröffentlichte, andere Story?
Wir kennen uns aus der Schule. Irgendwann hat sich ein sehr schöner, bunter und kreativer Freundeskreis gebildet zu dem wir beide gehörten. Tatsächlich haben wir die ersten Male irgendwo draußen mit Akustik Gitarre zusammen gesungen. Als wir gemerkt haben, dass wir auch beide Texte schreiben, hatten wir Bock das weiterzuspinnen und zu gucken was daraus wird.
- Eure Band bestand zu Anbeginn von vier Musikerinnen. Nun seid ihr drei Damen und ein Herr. Was ist geschehen? Gab es eine Bewandtnis als Mischbildnis-Band weiterzuspielen?
Es war nie eine aktive Entscheidung als reine female Band zu spielen. Wir sind gerne mit Leuten in einer Band, die Bock auf unsere Musik haben und mit denen sich ein cooles Bandgefüge ergibt. Klar sind wir Frauen in der Band im Moment in der Überzahl und das ist vielleicht derzeit noch nicht die Regel in unserem Genre, aber uns ist es wichtig, dass trotzdem unsere Musik vor unserem Geschlecht steht.
- Mit „Golden Bowl“ veröffentlicht ihr eure dritte EP, die wirklich, wirklich gut ist. Ja, ok, ich liebe sie. Was unterscheidet diese von eurem Debüt „Trees & Birds“ sowie der zweiten EP „Hideout“? Ich kenn die beiden (noch) nicht. Aber, wenn diese genauso toll sind wie „Golden Bowl“, dann sollte ich, und wohlmöglich andere auch, diese haben, Richtig?
Freut uns sehr, dass dir unsere neue EP gefällt! Die „Trees&Birds“ EP war unser erster Vorstoß unsere Songs mal in einem echten Studio mit anderen Profi-Musikern zusammen umzusetzen. Die „Hideout“ EP verarbeitet vor allem sehr persönliche Erfahrungen. Im Gegensatz zur neuen EP „Golden Bowl“ war „Hideout“ eher sphärisch. Alle aus der Band hatten Lust das Tempo etwas anzuziehen und etwas beatlastiger zu arbeiten. Die Themen sind diesmal auch viel allgemeingesellschaftlicher.
- „Golden Bowl“ scheint mir eine gesellschaftskritische EP zu sein. Worin auch Resignation wie auch Aufbruch stehen. Aber auch dreht es sich um eigene Gedanken ohne den Glaubenssätzen anderer zu folgen, so wie ihr es mit „What If“ zum Ausdruck gebracht habt; das auch treffend für diese Zeit ist. Was bedeutet euch „Golden Bowl“ und was möchtet ihr außerdem der Welt mitteilen? Kurzum: Was ist die Crux von ELDA? (Anm.: Crux = Key Message)
So eine EP ist ja immer irgendwie eine „Bowl“ in der sich verschiedene Themen, Stimmungen und Arbeitsphasen wiederfinden. Von daher ist es schwer hier eine eindeutige Antwort zu finden. Die EP bedeutet natürlich Gesellschaftskritik, aber sie ist auch das Ergebnis der Zusammenarbeit mit zwei wunderbaren Produzenten und irgendwie auch eine Errungenschaft, denn viel von dem, was wir erarbeitet haben, ist unter diesen ungewöhnlichen und schwierigen Corona-Bedingungen entstanden.
- Folgende Frage stellt ihr in dem Song „Follow“: „Können wir uns aus den Strukturen befreien, die uns zu dem machen was wir sind?“ Und? – Können wir?
Der Song ist ja quasi die reine Ambivalenz und man schwimmt irgendwie einfach eine Zeit lang in einem Gedankenstrudel, der kein richtiges Ende finden kann. Das ist auch unsere Antwort auf die Frage: Es muss Strukturen geben, die uns Halt geben und wir können uns nicht aus allen befreien. Sie prägen uns. Es gibt jedoch immer Spielraum für eigene Erkenntnisse und den sollte man nutzen um Dinge zu verändern.
- Ihr habt drei Songs veröffentlicht. Doch nun möchte ich gerne näheres über „Ringtone Remedy“, „Lost“ und „Untitled“ erfahren, die mit auf der EP sind.
„Ringtone Remedy“ wurde tatsächlich auch schon veröffentlicht – ganz zu Beginn der Corona Zeit, als Vorhut quasi. (Anmerk: Oh…Verdammt. Entschuldigung!) Inhaltlich passte Ringtone da total gut in die Lockdown Situationen. Es geht nämlich um das Bedürfnis nach Nähe und sozialem Kontakt.
„Lost“ reiht sich in die gesellschaftskritischen Songs ein und „Untitled“ ist der Bonus Track. Da geht es um Alternativen zu monogamen Lebensentwürfen. Den haben wir in unserem Proberaum in Frankfurt selbst recordet und der wurde dann nur nochmal von Flo Silber gemastert, ist ansonsten aber quasi der Roheste von allen.
- Gibt es auch Momente, an die ihr euch erinnert, wenn ihr eure Lieder selber hört?
Na klar! Alle tragen eine bestimmte Zeit und eine bestimmte Stimmung, wenn nicht sogar eine ganz konkrete Situation in sich.
- Und gab es für euch auch Momente, wo ihr alles Musikalische hinschmeißen wolltet und euch fragt, auch sagt: Das hat alles keinen Sinn?
Auch die gibt es. Zumindest in Bezug auf das professionelle Musikerinnen Dasein auf jeden Fall. Das Musikbusiness ist ja generell schon ein recht hartes Pflaster und die Pandemie hat das sicherlich noch einmal verschärft. Glücklicherweise arbeiten wir eng als Team zusammen, sodass wir uns immer wieder gegenseitig motivieren können.
- Nun zu meinem Lieblingsthema: Frauen im Musikbusiness. Ich würde gerne eure Erfahrung wissen wollen.
Wir haben zum Glück selten richtig schlechte Erfahrungen gemacht nur weil wir Frauen sind. Natürlich können wir aber sagen, dass es voll wichtig ist Vorbilder zu haben mit denen man sich identifizieren kann. Das bestärkt einen einfach. Gerade was Producing oder Bühnentechnik angeht, hatten wir die definitiv nicht.
- Was würde für euch im Musikbusiness zu weit gehen bzw. was würdet ihr ablehnen?
Einen krassen Label Deal, der bedeutet, dass wir unsere Rechte verlieren.
- Gibt es für Euch eine Künstlerin, zu der Ihr beiden aufschaut? Ich frage nie ohne Grund. Denn ich bin Jägerin und Sammlerin und stets auf der Suche nach starken Stimmen.
Wir haben vor kurzem Laurel entdeckt und finden sie und ihr Producing nice, genauso bei Rosalía, aber die ist ja schon lange kein Geheimtipp mehr. Wir lieben Warpaint und auch die Solo Projekte von Jenny Lee und TT. Wovon wir auch beeindruckt waren in letzter Zeit waren Los Bitchos – wobei da eher nicht gesungen wird. An deutschen Künstlerinnen, deren Stimmen wir lieben fallen uns Novaa und Mine ein.
- Mich würde noch interessieren, ob ihr auch einen vielleicht „Männer“ Song covern und zu eurem Song machen würdet, wie Children mit Grönemeyers „Männer“.
Natürlich würden wir auch einen Song Covern, der im Original von einem Mann gesungen wird.
- Und nun zum Abschluss meine Lieblingsfrage, die ich bestimmt jeder Künstlerin stellen würde: Welches Buch oder welches Gedicht würdet ihr gerne vertonen?
Tatsächlich haben wir schonmal ein Lyrik Projekt mit Carolin Collies gestaltet bei dem wir ihre Gedichte vertont haben. Wir sind also auf jeden Fall offen für solche etwas experimentellen Projekte.
Bei einem Buch würden wir uns wahrscheinlich auf Harry Potter einigen.
***Yaaay…Ich bitte darum! Danke für das tolle Interview!
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Fotos: Katharina Dubno