… und sie läuft wieder los …
Vor über einer Dekade war sie die deutsche Rock-Pop Prinzessin. In sexy Outfits präsentierte sie ihre englischsprachigen Songs auf sehr vielen Shows. Das Multitalent lebte aber über ihre Grenzen hinaus, gönnte sich weder Schlaf noch Ruhe. Sie balancierte zwischen den Schauspiel-Sets, Aufnahmestudios und Konzertbühnen hin und her, bis sie letztendlich ihre eigene Balance verlor. Sie nahm sich eine wesentliche Auszeit sowie Abstand zu ihrem Namen und letztendlich auch zu ihrer Solokarriere.
Später wurde die Band „Ewig“ gegründet, die eher introvertiert „indie“-haft ohne populären Jeany-Hype war. Bereits in dieser Band sang sie auf deutsch – bis 2018 das „ewige“ Band-Ende bekannt gegeben wurde. Das ihr aber aufzeigte, wohin sie gehörte: zur Eigenständigkeit, zu ihren Wurzeln!
Nach einem Jahrzehnt Solo-Abstinenz kehrte Jeanette Biedermann mit vollem Namen und klopfendem Herzen zurück. „DNA“ ist etwas Besonderes, denn dieses Album ist komplett in ihrer Muttersprache gesungen und mit persönlichen, intimen und tiefgründigen Songs.
Wer noch die junge, dynamische „Rocking On Heavens Floor“- Jeanette in Erinnerung hat, wird überrascht sein, denn mit diesem Album erweist sie sich ein Geschick, mit Worten in ihrer Muttersprache umzugehen. Sie hat sich „resettet“ und kommt mit einem wahrhaftig gelungenen Album auf den Mutterboden Erde zurück! Mit einer kleinen Ausnahme, doch dazu später.
Sie ist und bleibt ein wahrhaftes Multitalent – ohne Frage. Jeanette Biedermann kommt mit ihrer Lebenserfahrung, dem Verlust des geliebten Vaters und der inne geprägten Zeit gereifter denn je zum strahlenden Vorschein. Wohlgemerkt, denn so richtig war es ja nie still um sie, da sie in diversen Bühnen-Projekten tätig war, jedoch ohne Schlagzeile für die große Presse.
„DNA“ ist leicht zu hören und zu verstehen. Es ist weder angestrengt, noch aufgesetzt und ohne Stress produziert. Ihre Stimme ist genauso unverkennbar „rockig“ wie damals, nur mit viel mehr Intensität. Auf diesem Album ist ihre Seele deutlich spürbar. Jedes Stück hat eine spezifische Attraktivität und hallt nach dem ersten Anhören nach. Jeanettes Biedermanns neuer Wendepunkt ist weder Mainstream noch glattpoliert.
„Besser mit Dir“, „Eine handvoll Worte“, „Ich lauf wieder los“ und „Eins mit Dir“ sind zeitlose, aber auch intensive Songs, die zum Nachdenken anregen und auch Mut machen. Sie schrieb auch ein Lied über ihre „Mutterstadt“ Berlin. Dieses Lied ist auch gut auf andere Städte übertragbar. Ein weiterer Puls ist in „Geliebte Freiheit“ erkennbar. Wenn „Geliebte Freiheit“ orchestral unterlegt gewesen wäre, so wäre dieses Lied nahezu hitverdächtig.
„Deine Geschichten“ ist ihre einschlägigste Lieblingsgeschichte, die von ihrem Papa erzählt, der radikal aus ihrem Leben gerissen wurde. Dieses Stück ist durchdringende Emotion pur. Vom ersten Takt geht dieses Lied durch Mark und Bein. Lyrik und Sound fügen sich hier zusammen, als ob es nichts anderes gäbe, was gesagt oder geschrieben werden sowie aus ihrer empfindsamen Seele raus musste. „Deine Geschichten“ musste einfach geschrieben werden! Leider folgt nach diesem überaus sensiblen Song ein „lautes“ Stück. So wird man komplett aus dieser Lieblingsgeschichte herausgerissen.
Die Pausen zwischen den Songs sind sehr kurz, was nicht schlecht ist, aber nach „Deine Geschichten“ wäre eine längere Wirkungspause sinnvoll gewesen.
Fazit: Auf diesem Album wird deutlich, dass sie sich im Studio die Seele aus dem Leib gesungen hat. „DNA“ ist ein wundervolles und aufrichtiges Album voller Hingabe, welches auch als „Seelenalbum“ bezeichnet werden kann.
Kurze Anmerkung: Ich habe mir dieses Album erst Anfang des Jahres gekauft, da mir gesagte wurde, dass Jeanette Biedermann zurückgekehrt ist. Aufgrund des Songs „Deine Geschichten“ wurde ich neugierig und kaufte mir das Album. Ich bereue keinen Cent! „DNA“ hörte ich unzählige Mal. Es ist einfach gut!
Die Bühne gehört zu ihr: LIVE „DNA“
20.01.2020 // Mannheim
21.01.2020 // Frankfurt
22.01.2020 // Zürich
24.01.2020 // München
25.01.2020 // Stuttgart
26.01.2020 // Wien
28.01.2020 // Dortmund
29.01.2020 // Erfurt
30.01.2020 // Hamburg
03.02.2020 // Leipzig
04.02.2020 // Dresden
05.02.2020 // Bremen
07.02.2020 // Hannover
08.02.2020 // Köln
09.02.2020 // Berlin