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Chelsea Wolfe – She Reaches Out To She Reaches Out To She
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Dark Diamonds Reviews

Chelsea Wolfe – She Reaches Out To She Reaches Out To She

Chelsea Wolfes neues Album „She Reaches Out To She Reaches Out To She“ erscheint in einem düsteren Licht, welches in einem neuen Genre flackert. Nur lässt sich Chelsea Wolfe weder von einem Genre definieren, noch ist sie gehemmt in unbekanntere Gewässer einzutauchen. Somit sollte dieser Sprung ins Unbekannte nicht überraschen, denn sie hat sich noch nie gescheut, zu experimentieren, Genres zu überschreiten oder eigene Mischformen zu erfinden. Außerdem besitzt Chelsea Wolfe seit jeher ein scharfsinniges Gespür für ihre düsteren Kreationen.

Dementsprechend bewegt sich ihr neuestes Werk in einer weiteren dunklen Anmut, die dicht, minimal, roh und dazu opulent ist. Das Album wirkt intim und in seinem Charakter ausladend zugleich. Wo schwere Gitarren sich in Trip-Hop-Breaks auflösen, effektuiert ihr Gesang in sowohl leisen als auch aufsteigenden Spuren.

Es ist eine Platte über das vergangene Ich, das dem gegenwärtigen Ich die Hand reicht, das dem zukünftigen Ich die Hand reicht, um Veränderung, Wachstum und Führung herbeizurufen. Es ist eine Geschichte, in der es darum geht, sich von Situationen und Mustern zu befreien, die einen zurückhalten, um sich selbst zu ermächtigen. Es ist eine Einladung, in die eigene Authentizität zu gehen.“ – Chelsea Wolfe

„Was muss ich tun, um dich aus mir heraus zu heilen?“

Im Opener „Whispers In The Echo Chamber“ verdreht sie ihr altes Ich in Poesie, badet im Blut dessen, was sie einmal war. Das Stück verbindet eine Reihe von Elementen, die Chelsea Wolfe in der Vergangenheit erforscht hat. Dabei rollen dynamische Wellen zwischen minimaler Synthie-Elektronik und schweren Full-Band-Momenten, die durch ein Spiegelkabinett gebrochen werden.

Das explosive „House of Self-Undoing“ ist ein Song als Chelsea Wolfe nach Abschluss der Tournee für ihr letztes Album nüchtern wurde. Es fühlte sich an wie Electronica meets Post-Hardcore und beschreibt den Song als eine Reise in die Unterwelt, die viele Formen annimmt. Dazu erklärt sie: „Wenn man nach Jahren der Betäubung nüchtern wird, fühlt man tief: Die Momente der Freude sind euphorisch, und die Momente des Schmerzes sind viel intensiver. Aber es ist wie ein Aufruf zum Abenteuer, sich dem Leben voll und ganz zu stellen ist aufregend, wenn man die Hälfte seines Lebens nur halb anwesend war.“

Das langsame, brennende „Everything Turns Blue“ ist eine Hymne darüber, „sich selbst wiederzufinden nach einer langen Zeit, in der man Teil von etwas Giftigem war“, sagt sie. „Eine Trennung von jemandem nach 10, 20 oder 30 Jahren – es wird einige Hochs und Tiefs geben, wenn du beginnst, das alles zu verarbeiten.“

In „Tunnel Lights“, einem Song, der sich wie Twin Peaks anfühlt, bis er sich in einem miasmatischen Strudel aus analogen und elektrischen Wellen auflöst, geht es, wie Chelsea Wolfe beschreibt, darum, „tatsächlich zu leben, anstatt nur ‚durchzukommen‘, aufzuwachen und zu erkennen, dass man im Dunkeln geschmachtet hat und es an der Zeit ist, Schritte in Richtung der Lichter zu machen, die einen aus der Tunnelhöhle herausführen.“

Das abschließende „Dusk“, das rauchig sowie sinnlich beginnt und als gewaltiger psychedelischer Gitarrenshredder endet, zeigt ein brennendes und sich auflösendes Imperium, sowie eine Abenddämmerung vor einem neuen Morgengrauen.

Im Kern geht es in „She Reaches Out To She Reaches Out To She“ um die Erkenntnis, dass der Weg nach vorn ein Durchgang ist. Ferner um die Überlegung, was abgeschnitten und zurückgelassen werden muss. Während man gleichzeitig herausfindet, was vor einem liegt und was es zu entdecken gibt, wenn man erst einmal dort angekommen ist. „She Reaches Out to She Reaches Out to She“ ist eine Erinnerung daran, nach innen zu schauen und sich daran zu erinnern, dass alle Kraft, die man braucht, dort liegt.


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