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Ann Sophie im Interview
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Ann Sophie im Interview

Ann Sophie ist eine überragende Singer-Songwriterin und Musical-Darstellerin sowie eine Frau, die im Weitermachen ihre Kraft bezieht. Ihre Stimme löst intensive Hörmomente aus, die unter die Haut gehen. Auf ihrem neuen Album „Under Your Skin“ vereint sie all ihre Singles zusammen, die sie seit 2019 geschrieben hat. Doch mehr dazu und warum George Gershwins „Summertime“ für sie prägend war, lest ihr im Interview…

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  • George Gershwins „Summertime“ war für Dich prägend, nicht nur um wieder die Television für Dich zurückzuerobern, sondern auch für Dich selbst als leidenschaftliche Sängerin. Doch war es auch ein Herzschlag, das wichtige Leuchten in einem zu spüren, auch der ESC-Vergangenheit winkend „Leb wohl!“ zu sagen?

Ich wollte The Voice of Germany dafür nutzen, mich als die Sängerin/Künstlerin zu zeigen, die ich bin und, die ich schon immer war. Als ich damals nach New York gezogen bin, habe ich in Jazz-Bars gesungen und meine Leidenschaft für Jazz und Soul gelebt. Auch war die Zeit in New York, die Zeit, in der ich anfing, Musik zu schreiben und meinen Traum zu leben. Damals beim ESC war ich unerfahren, es ging alles so schnell und ich hatte wenig Kontrolle über den Outcome. Das heißt nicht, dass ich nicht dankbar für die Erfahrung bin, aber wenn ich jetzt darauf zurückblicke merke ich einfach, wie verrückt das alles war. Ich fühlte mich der ganzen Sache so ausgeliefert und war dann letzten Endes, egal wo ich mich danach zeigte, immer „die vom ESC”. Dabei ist dieses Event eigentlich so ein kleiner Teil von dem, was mich ausmacht…diese Erfahrung wollte ich bei The Voice heilen…das habe ich für mich geschafft. Von daher konnte ich dem ESC liebevoll leb’ wohl sagen.

  • Ich liebte Deinen Auftritt bei The Voice und war überrascht, dass Du nicht als Siegerin herausgegangen bist und dachte beim ersten Auftritt: „Waah, ich kenn ihre Stimme, ihre Musik!“. Doch welche tiefgreifende Veränderung formte Dich weiter?

Danke Dir. Ich glaube, es ist gut, dass ich nicht gewonnen habe. Für mich hat The Voice das erfüllt, was ich wirklich gebraucht und gewollt habe: Meine Wunden zu heilen und eine positive Erfahrung in einem solchen Kontext zu sammeln. Insofern hätte für mich persönlich, ehrlicherweise auch schon die Blind Audition gereicht. 🙂 Aber, dass ich so weit gekommen bin, hat mich natürlich sehr gefreut. Ich glaube auch, dass die Blind Audition zusammen mit dem Battle für mich die schönsten Momente bei The Voice waren. Ansonsten bin ich überzeugt, dass mich alles formt, was in meinem Leben passiert. Gutes wie nicht so Gutes.

 

  • „Under My Skin“ ist Dein drittes Studioalbum und beinhaltet alle Songs, die Du seit 2019 veröffentlicht hast. Doch warum hast Du alle Songs ab 2019 auf ein Album zusammenbündeln wollen? Was war Dir dabei wichtig?

Wir leben in einer Welt der Singles. Immer die nächste. Immer schneller. Immer weniger Zeit und immer weniger Zeit nehmen für die Dinge, die man tut. Mir gefällt diese Entwicklung nicht und wenn ich ehrlich bin, komme ich überhaupt nicht hinterher. Ich selber liebe es, Alben zu hören. Als großer Taylor-Swift-Fan, ist es auch mir ein Anliegen meinen Fans die Möglichkeit zu geben, bei sich anzukommen, sich wirklich Zeit zu nehmen, ganz für sich zu sein – mit und durch die Musik. Ich wollte diesen Songs nochmal eine neue Aufmerksamkeit schenken, meinen Fans eine bewusste Reise anbieten, in der Form eines Albums, mit einer zusätzlichen Live-Version meines Songs „Bye Boy“ aus einer Wohnzimmerkonzert-Reihe. Ich finde es auch ehrlich gesagt ziemlich sexy, ein ganzes Album anzumachen, statt immer wieder auf der Suche nach dem nächsten Hit zu sein. So lernt man den Künstler auch viel besser kennen.

  • Ist „Under My Skin“ ein Loslassen, möglicherweise auch ein Abschluss?

Ja. Das Album schließt das Kapitel einer sehr prägenden Zeit für mich. Auf dem Album sind die Titel facettenreich produziert. Und auch wenn ich das liebe, entspringen sie ursprünglich einer anderen Form. Mit meinem Song „April” habe ich einmal getestet, wie eine pure Version meines Songs ankommt. Und wie sich rausstellte, ist es der Lieblingssong von vielen. Dem möchte ich jetzt mehr Raum schenken und an dem Album meiner Träume arbeiten.

  • Wenn du auf dein bisheriges Leben mit „Under My Skin“ zurückblickst: Gibt es etwas, was Du bereust?

Nein. 🙂 Ganz im Gegenteil. Ich bin superstolz.

  • Gibt es eine Textzeile von einem der 13 Songs, den Du am liebsten hast?

Lyrisch bin ich glaube ich von „The Real You“, „Tornado“, „Bye Boy“ und „Puzzle Pieces“ am überzeugtesten. Auch, wenn ich alle meine Songs mag, gefällt es mir, wie ich bei den Songs metaphorisch gearbeitet habe.

  • Jeder Song auf dem Album hat für Dich eine emotionale Bedeutung, doch welchen Song liebst Du sehr, singst diesen gerne, sodass ein Tränchen glitzert?

Emotional ist „Like You II“. Diesen Song kann ich auch nicht so oft singen, weil es dort um meinen Vater geht, den ich 2018 verloren habe. „Like You II“ zu singen verlangt viel Kraft. Das ist nicht immer möglich für mich.

  • Dein Werdegang hat mich nicht nur fasziniert, sondern auch angefeuert: Weitermachen! Was ist Deine Superpower? Was gibt Dir Kraft, wo holst Du sie her, wenn einmal die Atmung versagt, die Wand die Lehne ist, der Boden das Bett?

Diese innere Stimme, die sagt „Weitermachen”. Das hat mein Vater auch immer zu mir gesagt. Ein Leitsatz, dem ich durch alle Höhen und Tiefen folge. Dazu kommt meine pure Liebe zur Musik und zur Kunst und die Gewissheit, dass es auch aus den schwierigsten Zeiten einen Ausweg gibt. Wenn jetzt eine schwierige Zeit auf mich zukommt, kann ich, nach allem, was ich erlebt habe, zu mir sagen: „das schaffst du auch noch!” Es hat mich letzten Endes alles nur stärker gemacht. Darauf bin ich stolz. Und das möchte ich anderen Menschen mitgeben. Den Glauben an sich selbst und den Glauben daran, dass alles gut wird, auch wenn es schwierig, manchmal sogar unüberwindbar scheint. Manche Wunden heilen auch nicht. Ich glaube, das muss man akzeptieren. Aber es geht dann um das Leben, welches um die Wunde herum wächst. Und letzten Endes entsteht so das Kunstwerk deiner Persönlichkeit.

  • Welcher wäre der nächste Schritt auf deinem Wanderweg in deiner Biografie, denn „sie arbeitet an ihrem absoluten Traumprojekt und der Entstehung ihrer eigenen Kunstform, ganz ohne Kompromisse.“ Was ist denn Dein absolutes Traumprojekt?

Damals in New York, saß ich in meinem Apartment und habe auf meinem Keyboard Songs geschrieben. Dann werden Songs produziert und aus ihnen wird etwas anderes. Aber ich habe der Welt irgendwie noch nie so richtig gezeigt, wer ich eigentlich wirklich bin. Was meine Kunst ist, meine ganz persönliche Musik. (Es wird einem ja oft beigebracht, man soll anders sein). Ich habe mich oft gefragt „reicht das?”. „Reiche ich?” – und nach all den Erfahrungen, die ich gemacht habe, kann ich jetzt sagen, dass ich diese Seite von mir zeigen möchte, weil ich alles andere erfahren habe. Jetzt ist Zeit für mich. Ich will, dass meine Fans diese Musik von mir kennenlernen. Ich bin so gespannt. Denn diese Musik ist ohne Kompromisse einfach nur ich. Es ist ja auch manchmal so, wie in der Liebe: Man dated einige Menschen, bevor man der Liebe seines Lebens begegnet. Wenn man es zulässt, ebnet jede Erfahrung, die man macht, den Weg zu sich selbst. Und in mir ist einfach diese Stimme, die sagt: „Versuch’s”. „Sei du.”

  • Und nun zu meiner Lieblingsfrage; da wird wahrscheinlich kaum eine Künstlerin in einem Interview mit „Female Voices“ drum herumkommen: Kate Bush hatte aufgrund des Buches sowie des Films „Sturmhöhe“ von Emily Brontë Inspiration für ihren Klassiker „Wuthering Heights“. Welches Buch / Gedicht / Gemälde würdest Du gerne vertonen wollen bzw. einen Song darüberschreiben?

Hui. Schöne Idee! Habe ich so noch nie drüber nachgedacht, deswegen möchte ich mir jetzt auch nichts aus den Fingern saugen und so tun, als wäre das für mich eine bisherige Herangehensweise. Meine Songs sind immer sehr autobiografisch. Aber ich verspreche Dir da mal einen Blick drauf zu werfen und vielleicht kannst du mir die Frage dann irgendwann nochmal stellen. 🙂 Vielleicht schreibe ich über „The Office” mal einen Song. (Haha).

Vielen lieben Dank für das Interview. Ich habe mich so gefreut. 


„Under My Skin“ – Out Now!

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Titelfoto: Jennifer Hans