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Annemaríe Reynis – Her Own Home
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Annemaríe Reynis – Her Own Home

Das magisch anziehende, hoh‘ nordische Gefilde war für Annemaríe Reynis eine Inspiration sowie eine Quelle des musischen Bewusstseins. So genoss sie die Zeiten in Island fühlbar, dementsprechend ist der Einfluss des kraftvollen und oft unkonventionellen nordischen Songwritings hörbar. Aber lyrisch wird hierbei eine klare Position erhoben: Ausbruch, Aufbruch und Heilung. Aber auch: Mitten ins Gesicht und unter die Haut! Dementsprechend sind auf ihrer neuen EP „Her Own Home“ fünf kraftvolle Songs enthalten, die in einem durchaus etwas auslösen könnten.

Auf „Her Own Home“ widmet sie sich Themen wie Victim Blaming (Opferbeschuldigung oder „Täter-Opfer-Umkehr“), häuslicher Gewalt und Female Empowerment, und sie gibt der Liebe einen anderen Aspekt.

Can she feel safe in
HER OWN HOME?

Ist eine Frage, die für mich schwer zu beantworten ist. Wahrscheinlich, weil ich Angst vor der Wahrheit habe. Gerade in Zeiten der Pandemie, des Home-Office, des Lockdowns wurde vermehrt häusliche Gewalt gemeldet. Mit diesem sensiblen Thema setzt sich die Singer-Songwriterin aus Dresden auseinander. Auf „Her Own Home“ hat sie fünf Songs bestückt, wo sie in die Wohnung anderer ein blickt, ihr eigenes hat sie dabei nicht verschont gelassen.

Diese fünf Songs können in einem etwas Verdrängtes auslösen, auch nachhaltige Wirkung zeigen. Von daher ist diese EP etwas Besonderes. Annemaríe Reynis spricht Themen an, die meist still hingenommen werden.

Wer kennt es nicht, sich die alkoholische Kante zu geben, aus irgendwelchen befindlichen Gründen. „Drunk By The Piano“ ist eine Story mit den Protagonisten Wein, einem schrillen Kinder-Keyboard und einer wütenden Songwriterin, deren Exfreund die Trennung nicht akzeptieren wollte. Genauso wie Annemaríe Reynis geht es vielen Frauen*, nur läuft es nicht immer glimpflich ab. Leider kommt es oft vor, dass Frauen* von ihren Ex-Partnern (oder Partnern) verfolgt, bedroht oder gestalkt werden. Jeden dritten Tag stirbt in Deutschland eine Frau* durch die Hand ihres (Ex-)Freundes. „Drunk By The Piano“ handelt genau davon und soll Aufmerksamkeit auf Femizide und Gewalt an Frauen* lenken und ein Thema ins Licht rücken, was gerade in Zeiten von Quarantäne und Home-Office nochmal zu einem Akuteren wird. Die Single hatte kein zufällig gewähltes Release-Datum. Es ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen*, der 25.11.2020!

Der Song „Gravity“ erzählt von einer leidenschaftlichen Liebe, die stürmisch und verheißungsvoll startet, zuletzt aber in einem Vertrauensbruch endet. Hin- und hergerissen zwischen Schmerz und Verlangen, beginnt ein Strudel, der sich anfühlt wie ein Kampf gegen die Schwerkraft.

In „No Guarantees“ gibt es keine Garantien, für nichts. Nicht dafür, dass eine Beziehung ewig hält oder dass sie ewig glücklich sein wird. Auch nicht dafür, dass unsere Träume wahr werden, wir unsere Ziele erreichen können. Das Glück lässt sich nicht festhalten. Doch wie kann man es trotzdem genießen? Im Wesentlichen ist der Song eine Auseinandersetzung mit eigenen Verlustängsten und inneren Saboteuren, die in einem mitten im Moment des Glücks Angst einjagen und mit sich hadern lassen.

„Little Bird“ und „Shame“ sind sehr emotionale Songs. In „Little Bird“ geht es darum loslassen zu können; vom Elternteil zum Kind. Ebenso, dass das Kind sich wiederaufrichten, entfalten und erstrahlen. Es geht auch darum, dass Eltern dem Kind nichts zutrauen, weil es nichts zu sagen hat. Vor allem auch, wenn das Kind einfach den Erwartungen und Wünschen der Eltern nicht entspricht. Zu diesem Song gibt es auch eine Geschichte, die Annemaríe Reynis Female Voices im Interview erzählt.

„Shame“ ist ein Song über den Victim Blaming-Mechanismus. Zum Beispiel: Eine Frau muss sich nach einem sexualisierten Übergriff Fragen anhören wie „Was hattest du an?“ oder „Wie hast du dich denn verhalten?“ etc. Es ist harte Kost.

Die EP „Her Own Home“ ist ein Crowdfunding finanziertes Projekt, welches in kürzester Zeit das Ziel erreichte, was sehr beachtlich ist. Es ist auch bemerkenswert, dass sie sich an mehr auf gesellschaftliche Themen heranwagt, die einschlagen wie ein wuchtiger Stein in ein Fenster!

***Ihre kraftvolle und unkonventionelle Musik sollte in keiner Plattensammlung und auf keiner Spotify Liste fehlen.