Mit „I Slept On The Floor“ debütieren Another Sky aus Großbritannien. Another Sky besteht aus Frontfrau Catrin Vincent, der Bassistin Naomi Le Dune, dem Gitarristen Jack Gilbert sowie dem Schlagzeuger Max Doohan. Sie sind eine beeindruckende Symbiose aus vier kreativen Individuen, deren musikalische Jam-Sessions in den Wurzeln von Tracy Chapman und Four Tet bis zu Talk Talk’s „Spirit Of Eden“ und „Laughing Stock“-Ära liegen. Der Sound erinnert auch an The Cure, besonders die Gitarrenriffe begrüßen die Düsternis, in der sich Catrin Vincent wohl fühlt. Anbei kommt ihre Stimme im Dunkeln besonders zur Geltung. Bei ersten Proben entdeckten sie spontane erste Takes für sich, ebenso im Dunkeln oder inmitten von Strobo-Lichtern zu jammen.
In ihrem Debüt sezieren Another Sky Themen wie komplizierte Gefühlsregungen mit Wutausbruch. In ihrer Lyrik liegt die brutale Ehrlichkeit von Solidarität bis hin zum Angriff. Die Songs berühren politische Themen, wie auch die Thematik der geistigen Gesundheit und toxischer Männlichkeit. Es sind anspruchsvolle Songs, denn diese beschreiben die Schwierigkeiten des Lebens. Dennoch beeindrucken Another Sky zutiefst in ihrer abstrakten Kunstform.
Vom Fußboden geküsst – und wieder aufgestanden!
Catrin Vincents Lyrik ist oft von einem Gefühl der Angst durchdrungen. Diese Texte sind speziell, tiefgründig und originell performt. Sie wusste nicht, wie viel Stille in die Gesellschaft hineinspielt und wie viele Menschen manipuliert sind, zu glauben, dass sie über nichts Schwieriges reden sollten.
Es ist ihr Gedankenbuch, eine Reise von der Jugend ins junge Erwachsenenalter. Es beschreibt die Geschichte, wie sie in eine große Stadt ziehen, mit dem Gefühl: „Ich war mein ganzes Leben lang niemand und jetzt werde ich jemand sein!“. Doch dann stand an der Wand in großen Lettern geschrieben: „Wir sind nur Individuen im Kontext des anderen“! Ihre Erkenntnis war, dass alles größer ist als sie selbst.
Als Albumtitel wurde „I Slept On The Floor“ ausgewählt. Das Lied war ursprünglich ein Intermezzo, das für ihre Show im Village Underground in London geschrieben wurde. Den trostlosesten Moment des Lebens als Albumtitel zu verwenden, passte perfekt. Schlussfolgernd und in abstrakter Weise ist es vom Boden aufzuschauen die ehrlichste Sicht.
„Brave Face“ wurde für eine Freundin in einer toxischen Beziehung geschrieben, und Catrin schaut dem systematischen Missbrauch mit einem Trotz direkt ins Auge, den sie als „erhebenden Wutausbruch“ beschreibt.
In „Riverbed“ geht es darum, einer Kleinstadt-Erziehung zu entfliehen und wie Kindheitstraumata Zyklen von Ärger und Schmerz verursachen.
„The Cracks“ zeigt eine Generation, die vom Aussterben bedroht ist. Bei all den gewichtigen Themen, die Catrin anspricht, ist „I Slept On The Floor“ jedoch nie didaktisch, sondern oft poetisch und sogar hoffnungsvoll.
Der Song „I Slept On The Floor“ wird von transzendentem Sound begleitet. Die Stimme ist verzerrt, fast weinerlich. In dieser Welt möchte sie nicht sein.
„Avalanche“ beschäftigt sich mit den Turbulenzen der Jahre 2016 und 17, von der Polizeibrutalität und dem Rassismus rund um den Brexit und dem Aufstieg von Donald Trump bis hin zu den zahlreichen sexuellen Missbrauchsfällen, die endlich ans Licht kommen.
Der traurige Song „Only Rain“ beschreibt, dass sie ein Niemand ist und auch nicht weiß, wohin sie gehen soll. Sie steht auf einem Feld, wo kein Regen einfällt.
Sie versteht es ihre Lyrik umzusetzen, wie im Gesang so auch im Sound. Es plagte sie die Erinnerung des Lebens. Am Boden liegend, steht sie wieder auf. Es blieb ihr auch nichts anders übrig als ihren Lebensthriller abzuarbeiten und ihren Frieden zu finden. Umso besser ist es Songs zu erschaffen, um anderen Menschen Halt und einen Strohhalm zu bieten, an dem sie sich festhalten können. Denn die Message des Albums ist simpel und wirksam: „Du bist nicht allein.“
***Ich fühle mich mit diesem Album sehr verbunden!