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Eivør – ENN
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Eivør – ENN

Eivør ist stark von der färöischen Naturlandschaft und der traditionellen Kultur inspiriert; einem Land der Extreme, voller Kontraste, mit schweren, dunklen Wintern und hellen, fröhlichen Sommern. Um die ungezähmte Ausdruckskraft über ihre markante Musik zu vermitteln, die in der traditionellen färöischen Musik und Kultur angehörig ist, kultivierte sie ihre ausgeprägte gutturale Gesangstechnik und ließ sich für ihr neues Werk „ENN“ vom Beatboxing, Kehlkopfgesang und Heavy-Metal-Growling inspirieren.

Auch wenn „ENN“ an Eivørs nordische Wurzeln anknüpft, hebt es sich jedoch von ihrer Diskografie deutlich ab. Denn das neue Album lehnt sich stärker an düsteren Electro an, der nahezu stampfend ist. Wiederum wird der Sound vom Dream-Pop umarmt, um sich dem irdischen wie auch kosmischen Spirit hinzugeben. Dieser kooperiert von atmosphärisch schwebend bis hin zu Erden sinkend. Wie es das universelle Titel-Artwork aufzeigt, verfolgt Eivør lichtschimmernd mit einem bedächtigen Blick Himmel und Erde.

Die Lyrik ist komplett auf Färöisch gesungen und in Zusammenarbeit mit dem färöischen Dichter Marjun Syderbø Kjelnæs entstanden. Um den lyrischen Inhalt nachlesen, besser zu verstehen sowie nachfühlen zu können, wurde die englische Übersetzung mit ins Booklet integriert.

Mit dem Opener „Ein Klóta“ erwacht der Tag. Eivør wird von dem Licht am Meer stehend durchflutet, während der Wind ihr blondes Haar aus der Stirn weht. Der Song fühlt sich seltsam ruhig an, gerade weil ihr Blick auf die Welt voller Sorge ist. Das Klavier ist hierbei ihr Begleiter, welches den Kurs angibt, der sich durch das prächtige Album zieht.

In einer leuchtenden Sopranstimme führt Eivør ihr elementares Stück „Jarðartrá“ an, bis sie ihre Klangfarbe in einen schärferen Ton verwandelt. Das Keyboard umspielt diese, sodass sich der elektronische Sound in ein behütendes Gewand hüllen kann, welches ein pochendes Herz beruhigt. Die Leadsingle wird aus der Perspektive der verletzten Mutter Erde erzählt, die mit einer stetig pochenden Basslinie ruft, die so dunkel und warm ist wie der geschmolzene Kern unseres Planeten. „Komm und leg dich in meine blaue Umarmung“, singt sie und greift dabei in ihr opernhaftes Register, als wolle sie uns ins Licht locken.

Eivør schrieb diesen Song eines Nachts im Jahr 2021 in einer alten, verlassenen Schule in einem winzigen Dorf auf den Färöer-Inseln namens „Tjørnuvík“. Über den Titel erzählt sie: „Der Titel „Jarðartrá“ bedeutet wörtlich die Lust auf die Erde, kann aber auch als „Dust To Dust“ interpretiert werden, was der Titel ist, den wir für die englische Übersetzung gewählt haben.“ Weiter erzählt sie zu der Entstehung des Songs: „Als ich dieses Lied schrieb, stellte ich mir die Erde in ihren rohesten Elementen und ihren endlosen Kreislauf von Verfall und Wachstum vor.“

„Hugsi Bert Um Teg“ ist ein Liebeslied, das von dem träumt, was einmal war und sich an die Liebe erinnert. Eine Erinnerung, die bleibt, egal ob man draußen tanzt oder zu Hause versucht, einzuschlafen. Dies ist der poppigste Song auf dem Album, den sie auf ihrem Prophet 5 Synthesizer geschrieben hat.

Eivør schrieb die Klavierballade „Purpurhjarta“ („Violettes Herz“) über einen Weg aus der Dunkelheit. Zugleich tragen tüchtige Gebete dazu bei die schweren Gedanken loszulassen. Im Allgemeinen verstärken Gebete die Emotionalität des Albums.

Im titelgebenden Song „ENN“ schwebt der Sopran wie ein wachsamer Adler über das Land. Wenn Eivør ihren Sopran erklingen lässt, ist es so, als würde der Raum, wo die Platte sich dreht, mit Licht erfüllen. Das Lied ist eine symphonische, vom Krieg handelnde, sowie zerrissene Odyssee – „Es handelt von den Kriegen, die in der Welt vor allem in letzter Zeit stattfinden, die es aber schon immer gegeben hat“, sagt Eivør, „und davon, wie man in dieser überwältigenden Dunkelheit einen Lichtblick finden kann.“

Der gutturale „Upp Úr Øskuni“ ist sowohl ein AUFdringlicher als auch ein EINdringlicher Außenseiter, der mit knurrendem Beatboxing und viszeralem Kehlkopfgesang aus dem Rahmen fällt. „Upp Úr Øskuni“ ist ein Lied über Schwesternschaft, worin Eivør die rohe weibliche Energie hervorhebt, die von erdigen und trommellastigen Vibes umrahmt werden. Hierbei signalisiert Eivør mit ihrer Stimme die Feinfühligkeit, sowie die Bürde der Frau, gleichwohl mit welcher immensen Kraft sie in der Welt bestehen muss, immer wieder aufsteht, wie ein Phoenix aus der Asche.

„Gaia“ ist ein stiller, ebenso nachdenklicher Ambient-Song, der sich stimmlich aufbaut und das Album fortschwebend mit einem letzten Blick auf die heilige Erde abschließen lässt, während Eivør mit dem Universum verschmilzt.

Dieser Abschluss zeigt erneut, dass DIE färöische Künstlerin eine umwerfende Begabung besitzt mit ihrer Musik Stimmungen zu erzeugen, die kraftvoll, intensiv, wie auch friedvoll und sphärisch sind.  Aufgrund der Sopran Einsätze, die an einen hohen, geistlichen Gesang erinnern, könnte „ENN“ ihr reflektiertes „Ave-Maria“ auf den Planeten sein. Eivør „betet“ dafür, dass die Welt sich zu einem Besserem behaupten kann, ohne zerstört zu werden. Gegebenenfalls klagt ihre Stimme an, dass unser schöner planetarischer Ort, der voller Erlebnisse ist, entzweit wird. In all ihren Beobachtungen, bleibt ihr Blick stets klar, der alle Bewegungen erfasst, die um sie herum überall geschehen.

Abermals gelang es Eivør ein scharfsinniges Album zu veröffentlichen, welches mit seinem synthetischen Sound in der traditionellen Dynamik besticht, die Eivør miteinander verbundenen hat wie zwei Fäden. Zwischen ihrem lyrischen, sowie dramatischen Geschick ist ein Verschmelzen mit ihrer Musik unabdingbar.


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