Und dann gibt es diesen einen Sound, mit dieser einen Stimme, die der magischen Anziehungskraft eines bunten Herbstwaldes gleichkommt. Düstere wie auch honigsüße Melodien werden mit einer unnahbaren, gar sinnlichen Stimme vergeistigt, die tiefere Gefühle erkennt und preisgibt.Das exzellente Debüt „Amygdala“ steht mit seinem Titel überein, denn es ruft wahrlich die Beeinflussung von Emotionen und Erinnerungen hervor. Wie auch die Sinne, die verborgen liegen oder vergessen worden sind. Diese werden automatisch eingeblendet, sobald die ersten instrumentalen Schattierungen ertönen. Zumindest, wenn man gerne die Musik aus der Post-Punk- und Dark-Wave-Bewegung genießt und mit Bands wie Cure, Sisters, Bauhaus etc. aufgewachsen ist.Umso mehr sollte der Bandname GRUNDEIS in großen Lettern Wände zieren und als Headliner die Welt bereisen. Denn deren Musik ist eine Wohltat, magisch anziehend wie auch unerschöpflich hörenswert. Grundeis sind Laura (Gesang und Gitarre), Nils (Gitarre), Tomas (Bass) und Tobias, der die Drums sowie die Synthies feiert, aber auch die Technik im Gänzlichen sehr liebt. Die Band wurde 2018 in Hamburg gegründet und schöpft seitdem beseelenden dunklen Post-Punk, der auch an Cure, Siouxsie and the Banshees, Swann Danger und Black Ice erinnert.
Die vielschichtigen Gitarren glänzen in seiner noblen Ausrichtung von Anbeginn bis Ende. Der pulsierende Sound sowie Lauras eindringlichen Vocals geben der musischen Präzision viel Raum, um poetische Bilder zu erzeugen und der zeitlosen Eleganz ihre harmonische Robustheit zu verleihen. Dabei wandeln sie in dunklen Gängen zwischen traumverlorener paradoxer Sinnsuche und fataler Energie.
Der Opener „Blood To Water“ eröffnet ein grandioses, zeitloses Album. Hierbei wird das Relikt in einer gescheiterten Beziehung lyrisch umgesetzt. Die atmosphärische zweite Single „Vain“, die ausgekoppelt wurde, besingt die Niedergeschlagenheit der verlorenen Liebe im stillen Ernst. Die Gefühle werden erneut durchlebt, während die Vergeblichkeit mit Gift im Herzen naht.
Die vierte Single „Run“ verursacht ein zeterndes Schmettern, ebenso ein schnelles Enteilen mit der Unwissenheit nach dem Wohin; jedoch mit einem stechenden Herzklopfen in der Brust. (***Als ich das Video zu „Run“ gesehen habe, rief ich nur noch: „Ja, verdammt, schieß ab den Kerl. Fort mit dem ***!“)
Eine ebenso intensive Andacht wurde mit „Bleed“ als dritte Auskopplung veröffentlicht. Das Stück beschreibt das Gefühl ein Spielball der verzerrten Zerrissenheit zwischen Zuversicht und Bedeutungslosigkeit zu sein, worin das Misstrauen den Hoffnungsschimmer trägt.
Als erste Singleveröffentlichung ist „Bleach“ auserkoren worden, um sich Grundeis hingeben zu dürfen. Dieses Stück handelt von der Verzweiflung, die darin enthaltene Energie zu überwinden. Es geht um den Kampf mit der Einsamkeit, einer sozialen Phobie und den Platz im Leben zu finden.
In „Vex“ bewegen sich die Machtspielchen in einem Wechselbad aus Gefühlen, worin ein Scheitern vorhersehbar ist. Mit „Break“ wird ein geniales Meisterwerk beendet. Danach steht die Frage im Raum-Zeit-Kontinuum, wie Grundeis „Amygdala“ toppen möchte!? Denn ganz gleich wie oft die Platte gehört wird, es werden die Songs intensiver wahrgenommen als zuvor schon.
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Live ist diese Band ein Augen- wie Ohrenschmaus. Als Grundeis in der Leipziger Kulturlounge ein Konzert hatten, war es sehr schwer bei einem 2G Plus Stuhlkonzert die Fassung zu bewahren und nicht kreischend aufspringen und die Band zu feiern. Wir fühlten uns 20 Jahre jünger und waren selig, glücklich und verliebten uns sekündlich immer mehr. Zwischenzeitlich hatte ich sogar wässrige Glitzerperlen in den Augen. Mein Portemonnaie wurde am Merchstand sehr, sehr leicht. Kurzum: Ich bin ohne Geld wieder nach Hause gekommen. So what! – Grundeis ist es wert und die Band ist ein Geschenk.
*** Meine schnulzige Liebe spricht: GRUNDEIS löst in mir eine durchdringende Herzschlagfrequenz aus. Und die Extraschläge pochen, als ob es nichts anderes mehr gäbe.
Wertvolle Links:
- Homepage: www.grundeis.info
- Facebook: www.facebook.com/GRUNDEIS.BAND
- Instagram: www.instagram.com/grundeisband
- Spotify: spoti.fi/3z0rYkz
- Bandcamp: grundeis.bandcamp.com/
Foto: Florian Cornehl
Video zu „Run“