Es wird für mich keine zufriedenstellende Beschreibung geben, was die Wertschätzung des Albums betrifft. Weder werde ich die geeigneten Worte, noch die treffenden Zeilen finden. Diese müssen wohl noch erfunden werden …
I WANT POETRY. Hervorgerufen wurde dieser erlesene Bandname durch ein Zitat aus dem Buch „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley, welches dadurch eine noch spannendere Glorie bewirkt. Das Dream-Pop Duo aus dem wunderschönen Dresden, der Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen, vereint modernen Indie-Pop mit Ambient und Neo-Klassik. In kürzester Zeit hat sich das Dresdner Duo den Ruf als eine der spannendsten Formationen innerhalb der europäischen Indie-Pop-Szene erarbeitet.
Ihr neues Album „Human Touch“ erweist einen besonderen charmanten Charakter, der mit einer ausdrucksvollen Wirksamkeit umrankt wird, welcher nicht fesselnder sein kann. „Human Touch“ ist das Begehren feinsinniger und musischer Poesie, die diesen Longplayer mit den dazugehörigen stilvollen Fotos veredeln. Das ästhetische Artwork ist wahrlich eine Zierde und spricht wie die Songs für sich selbst.
Und darüber hinaus bietet das Album einen fast einschüchternden Esprit, der wie ein Edelstein in seiner Reinheit nur so strahlt. Denn die Klaviermelodien von Till Moritz Moll sind einfach nur brillant. Wie ein roter Faden spinnen sich die sehnsuchtsvollen Klaviermelodien von Till Moritz Moll durch die Songs, verschwinden und tauchen immer wieder auf aus den vielschichtigen Synthpop-Symphonien. Diese sind ein neo-klassischer Garant für dieses Meisterwerk. Darüber schwebt die einzigartig wandelbare und doch unverkennbare Stimme von Sängerin Tine von Bergen. Ihr Gesang erlaubt, dass jede noch so unterbewusste, unbewusste, sowohl auch apathische Synapse aufhorcht.
Die lieblichen sowie dramatischen Klangmelodien umschwärmen die lyrische Dekadenz, die den fesselnden I WANT POETRY Spirit mit Feingefühl broschiert. Ihre hypnotischen Melodien und die dazugehörige tiefgründige Lyrik, die die musikalischen Geschichten anführen, handeln vom menschlichen Sein.
I WANT POETRY versetzt dich in eine Welt, die das Nachdenken und Mitfühlen belebt. Auch rufen sie Sequenzen hervor, die an einen wunderschönen Film erinnert. (Bei mir war es durch das „Interlude“ die Jane Austen Verfilmung von „Stolz und Vorurteil“.)
Hinter fest verschlossenen Augen formieren sich Bilder, welche das blasse Morgenlicht verscheucht oder dich von kalten Badezimmerfliesen liegend aufhebt. Die Musik wird wie von einem sachten Wind erhoben, der dir übers Gesicht streichelt und in der Ferne die Blätter der Bäume rauschen lässt. Jede Klaviernote tanzt federleicht wie ein einzelnes Blatt im Herbst zum Flussbett oder zieren den Himmel wie bunte Nordlichter.
Auf ihrem Album erzählen I Want Poetry ein gerade in diesen Zeiten hoch aktuelles Thema: Die Sehnsucht nach Kontakt, nach menschlicher Nähe ist in einer Welt der digitalisierten Kommunikation allgegenwärtig. Das Album „Human Touch“ bewegt sich im Spannungsfeld von schönen wie auch schmerzlichen Begegnungen.
Den perfekten Auftakt in dieses Spannungsfeld bildet der Song „Growing Pains“. Hierbei geht es um das innere Selbst, diese ewige Anspannung zwischen der Sehnsucht nach Ankommen und Aufbruch. Die Strophe „It was not what i wanted“ („Es war nicht das, was ich wollte.“) war für mich einprägend wie auch der Titel: „Growing Pains“ – der Schmerz ist fühlbar.
Der Song „Adrenaline“ ist sehr wörtlich, körperlich gemeint: Der Gefühlsrausch, wenn man einander zum ersten Mal berührt. Es ist die Spannung von der ersten Berührung an.
Das balladeske Stück „Chandler“, erzählt die Geschichte von zwei Menschen, die sich in ihre Welt zurückgezogen haben. Beide haben „kein dickes Fell“. Der feinfühlige Song sagt aus: „Du musst nichts – zu sensibel gibt’s gar nicht. – There‘s no such thing as beeing too sensitive. “ Menschen, die von Hypersensibilität betroffen sind, so wie ich, wird dieses Lied im Besonderen berühren.
Gebt mir Trommeln und ich bin Dein. Die Trommeln geben das „Empowering“-Gefühl in „Islanders“ wieder. Durch die Drums wird die Kraft der Humanität entfacht, die in der derzeitig bewegten Zeit herrscht. „In „Islanders“ geht es darum, dass wir alle verbunden sind. Im Miteinander, mit der Natur, sowie mit allem, das uns umgibt. Keiner existiert losgelöst von der Welt. Wir können nicht anders als berühren und berührt zu werden.“, so I WANT POETRY im Interview mit Female Voices.
Ich war der Annahme, dass sich I WANT POETRY mit „Islander“ bereits selbst übertroffen haben, jedoch bietet das Album weitere vorzügliche Stücke wie „Aurora“, das kleine Nordlicht und „Bolts Of Lightning“, einen „Trigger-Song“ an. Dieses ergreifende Stück löst Emotionen aus, die einem Außenseiter gegönnt sind oder auch einem einfachen Menschen. Im Song geht es um ein Mädchen, die versucht die Zeit neu zu stellen, aufgrund von Mobbing und Ekstasen. Man muss nicht von jedem gemocht werden. Hauptsache, du bist dir selbst treu und schaffst es, dich wieder aufzurichten.
Während des Lockdowns, somit aus der Isolationszeit heraus, ist einer der Songs auf „Human Touch“ entstanden: „For The Night“. „– Die Welt ist dir zu groß, du fühlst dich entfremdet und isoliert. Aber es ist auch Hoffnung da, denn etwas in dir weiß: Ich bin nicht allein, auch diese tiefe Nacht wird vorübergehen.“, erzählten sie im Interview. Dieser „Lockdown-Song“ ist tanzbar und treibt an, trotz alldem nicht still zu stehen und vorwärts zuschauen. Auch in der Tiefe gibt es Licht.
„Human Touch“ zu hören ist wie ein gutes Buch zu lesen. Wenn es vorbei ist, so ist man traurig, weil es schon vorbei ist. Umso mehr ist es ein unbändiges Vergnügen dieses Album zu hören, durchaus immerfort. Das Album ist genauso zeitlos wie aktuell; es berührt, lässt fühlen, spricht Bände. Es lässt einen schwelgen, tanzen und zugleich sich auf sich selbst besinnen.
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