I Want Poetry ist ein Dream-Pop Duo aus dem wunderschönen Dresden in Sachsen. Ihr Stil vereint Modern Indie-Pop mit Ambient und Neo-Klassik. Die lieblichen sowie dramatischen Klangmelodien umschwärmen die lyrische Dekadenz, die den fesselnden I Want Poetry Spirit in ihrer Feinfühligkeit bindet.
Am 20. November 2020 erscheint ihr Album „Human Touch“. Jeder Song auf dem Album trägt eine abwechslungsreiche Gewandung, die eindringlich, schwebend sowie violent in ihrem Sound ist. Dieses Album sollte in keiner Plattensammlung fehlen, denn es enthält das Prädikat: Überaus wertvoll!
Ich traf I Want Poetry im Dresdner Hechtviertel. Die Zeit mit dem Duo war für mich informativ, lustig, inspirierend, einfach unvergesslich.
• Der Ruf, bzw. eine Anzeige, hat Euch zusammengeführt. Was hat Euch als Duo geprägt?
Wir haben einen gemeinsamen, intuitiven Zugang zur Musik, mit Songwriting aus dem „Bauch heraus“ und im „Moment sein“. Daraus entstehen unsere Songs. Es gibt nicht nur einen Songwriter bei uns, sondern es ist ein Zusammenspiel.
Das ist auch das Schöne daran, dass jeder seinen eigenen Zugang hat, wie auch seine eigenen Einflüsse zur Musik. Das setzt sich wie ein Puzzle zusammen.
Zum Beispiel: Tine hat eine Melodie und/ oder Textfragmente fliegen ihr zu, mir fallen dazu die Akkorde ein, sodass der Song sich wie ein Teppich zusammen webt.
Vorerst entsteht ein Song mit Klavier und Stimme aus der Emotion heraus. Daraus ergibt sich wohin der Song möchte, was dieser ergänzend benötigt, um zu dem zu werden, was er ist. Wir gehen mit dem Song mit, wohin er auch möchte.
Die Entstehung eines Songs ist wie Magie!
• Euer Slogan heißt: We don’t want comfort. We want poetry, We want real danger, We want freedom, We want sin. Wir wollen keinen Komfort. Wir wollen Poesie, Wir wollen echte Gefahr, Wir wollen Freiheit, Wir wollen Sünde. Ihr wollt das poetische, aufregende Leben einer musischen Dichtung führen?
Im Kern geht es darum, zu leben – mit allem, was dazu gehört. Raus aus der Komfortzone, raus aus der Schale – das wirkliche Leben ist nicht immer angenehm. Aber es ist echt, aufregend und wunderschön. Genau darum geht es auch in „Growing Pains“, dem ersten Song des Albums.
Poetry – es favorisiert das Leben!
• Eure hypnotischen Melodien und tiefgründige Lyrik, die zu den musikalischen Geschichten führen, handeln vom Menschsein. Da müsste Euch ja die Covid-Zeit sehr viel Inspiration gegeben haben, da hierbei Masken fielen.
Auf jeden Fall. Es war auch eine reflektive und reflektierte Zeit. Weltweit war auch der zwischenmenschliche Zusammenhalt in der Gesellschaft zu sehen. In dieser besonderen Situation schränken sich die Menschen ein, denn sie tragen Masken, um sich und andere zu schützen. Es ist sehr viel passiert, was uns sehr beeindruckt hat.
Wir wussten nicht, wie präsent und wichtig menschliche Berührung ist. Und wie man jemanden berühren kann, selbst wenn man ihn psychisch nicht sieht und um sich hat, zum Bsp. mit einem Anruf.
An unserem Album haben wir seit anderthalb Jahren gearbeitet. Es war schon von Anfang an klar, dass es „Human Touch“ heißen würde. Natürlich wussten wir nicht, wie aktuell das Thema gegenwärtig sein würde. Während des Lockdowns, somit aus der Isolationszeit heraus, ist einer der Songs auf „Human Touch“ entstanden: „For the Night“. – Die Welt ist dir zu groß, du fühlst dich entfremdet und isoliert. Aber ist auch Hoffnung da, denn etwas in dir weiß: Ich bin nicht allein, auch diese tiefe Nacht wird vorübergehen.
• Am 20. November erscheint „Human Touch“. Ich würde gerne näheres zu dem Album erfahren wollen.
In jedem Song geht es um einen anderen Aspekt der menschlichen Berührung.
Der Song „Adrenaline“ ist sehr wörtlich, körperlich gemeint: Der Gefühlsrausch, wenn man einander zum ersten Mal berührt. Die Spannung von der ersten Berührung an. In „Growing Pains“ geht es um das innere Selbst, diese ewige Spannung zwischen der Sehnsucht nach Ankommen und Aufbruch. Und in „Islanders“ geht es darum, dass wir alle verbunden sind. Im Miteinander, mit der Natur, sowie mit allem, was uns umgibt und dass keiner losgelöst von der Welt existiert. Wir können nicht anders als berühren und berührt zu werden.
• „Growing Pains“ ist ein ewiges Schweben zwischen dem Drang nach Veränderung und nostalgischer Sehnsucht. Das Ablegen alter Schichten. Erinnert mich an „die Mauer (im Kopf)“. Was ist der genaue Background zu „Growing Pains“?
Es geht um den Dialog mit sich selbst. Da ist eine Sehnsucht nach dem Ankommen, nach dem Leben in der Komfortzone: zu bleiben wie man ist, ohne über sich selbst hinauszuwachsen. Das Leben fordert aber Veränderung und einen immer wieder heraus. Das ist wichtig, wie bei einem Tier, welches sich häutet.
Zum Beispiel beim Videodreh zu unserem Song „Water“: Während des Drehs gerieten wir in einen Sandsturm. Das war das krasseste und eindrucksvollste Erlebnis, was uns jemals wiederfahren ist. Bei 80km/h Windböen muss man sich richtig gegen den Wind lehnen, ohne weggeweht zu werden. Es ist auch wie ein Sandstrahlgebläse, der uns Sand in Augen und Ohren bläst. Dennoch haben wir den Dreh mit unserem verrückten Team durchgezogen. Als Zufluchtsort diente uns ein alter Leuchtturm. Wir nahmen an, dass wir den Dreh absagen mussten. Doch unsere Regisseurin sagte, dass es perfekt wäre, wir rausgehen und weitermachen. Fortan waren wir in unserem Element. Unsere zehn Meter langen Tücher wehten durch die straken Böen richtig gut. Es war perfekt. Rückblickend war es gut, dass wir in diese Situation reingeworfen wurden.
Denn: Raus aus der Komfortzone, die großen Früchte hängen genau dort!
• Mit „Islanders“ habt ihr euch ja erneut übertroffen. Gebt mir Trommeln und ich bin Dein!
Die Trommeln geben das „empowering“-Gefühl wieder. Weil in unserer bewegten Zeit auch bei vielen Menschen ein gigantischer Aufbruchswille da ist, brauchte der Song auch dementsprechend Kraft, die durch Drums entfacht werden.
• Welches Gefühl oder Energetik umgibt Euch, wenn Ihr an Songs schreibt und komponiert? Ich habe das Gefühl, dass die Songs zu euch gelangen mussten.
Es ist ein befreiendes Gefühl, doch unerklärlich. Das ist das Schöne darin und auch das Poetische daran.
Songwriting klingt meist so, als würde man sich an ein Papier setzen und schreiben. Doch so ist es nicht. Wir haben auch das Gefühl, dass die Songs zu uns kommen bzw., dass sie schon da sind und von uns zum Leben erweckt werden. Es gibt nichts, was sich so anfühlt wie der Moment, wenn ein Song entsteht. Manchmal haben wir das Gefühl, dass sie schon immer existierten und erst dann sichtbar werden, wenn wir gemeinsam im Raum sind.
Bereits bei unserem ersten Treffen sind bereits Melodien da gewesen und daraus sind Songs entstanden. Es gibt nichts Vergleichbares. Es ist eine Art von Energie, die nicht in Worte zu fassen ist.
Es ist: in einem absoluten Moment zu sein!
Eine ähnliche Magie haben für uns Live-Auftritte. Auf der Bühne schaffen wir mit dem Publikum die Situation im Moment herbei und erschaffen gemeinsam einen Abend.
• Jeder hat das Recht mit seiner Musik erfolgreich zu sein. Wünscht Ihr Euch den ausgeprägten kommerziellen Erfolg?
Wir wünschen uns auf jeden Fall, dass wir unsere Musik mit vielen Menschen teilen können. Erfolg definieren wir nicht über Zahlen. Wir möchten künstlerisch „bei uns“ bleiben, was auch wichtig für unser Songwriting ist. Wir machen Musik, weil sie „aus uns raus muss“ und dazu möchten wir nicht, dass wir eine bestimmte Art von Musik produzieren, die verlangt wird.
Wichtiger ist, dass das Leben der Musik nicht im Weg steht.
Als Beispiel: Nach einem Auftritt kam eine junge Frau auf uns zu und sagte: „Ich habe heute Geburtstag und wollte unbedingt zu eurem Konzert, denn es gibt für mich gerade nichts Schöneres als bei eurem Konzert zu sein.“ Solche Momente sind für uns bedeutungsvoll. Rückmeldungen, dass unsere Musik dem Menschen etwas bedeutet, sind wunderschön. Gerade das kann man nicht in Zahlen aufwerten.
• Welcher Song ist Euer intimster und persönlichster Song auf dem Album?
Unser intimster Song ist „Chandler“. Er erzählt die Geschichte von zwei Menschen, die sich in ihre Welt zurückgezogen haben. Beide haben „kein dickes Fell“. Der Song sagt: „Das musst du auch nicht. Zu sensibel gibt’s gar nicht. – There‘s no such thing as beeing too sensitive. “
Am 20. 11. gibt es zu „Chandler“ auch ein Videorelease.
• Gibt es musikalische Einflüsse, die Euch als I Want Poetry inspirier(t)en? (Ich finde nichts Vergleichbares. Min. die ersten beiden Alben von Florence + The Machine.)
Das ist für uns ein großes Kompliment, dass unsere Musik an Florence + The Machine mit ihrer unglaublichen Energie und Kreativität erinnert. Dazu mögen wir Aurora, Eivør, London Grammar, aber auch Künstler wie Tori Amos, Joni Mitchell, Freddie Mercury. Das sind alles tolle Songwriter. Auch Filmmusik ist für uns inspirierend.
„Human Touch“ soll Menschen berühren. Wenn ein Künstler ein Album veröffentlicht ist es wie, als ob man einen Vogel frei lässt, der in die Welt fliegt. Es ist dann auch nicht mehr unser Album, sondern es gehört der Welt, den Hörern. Das ist für uns unglaublich spannend mit anzusehen, wohin die Reise geht und was andere daraus und damit machen.
Moritz: Poesie liegt für uns nicht nur in der Dichtung, im geschriebenen Wort oder in der Weltliteratur, sondern auch in alltäglichen Momenten, in Beobachtungen, im Zusammensein mit Menschen und Natur. Auch in Fotos ist Poesie zu finden, auch diese können poetisch sein. Wir arbeiten mit einer ganz tollen Fotografin (Elisabeth Mochner / http://www.elisabethmochner.de/) zusammen, die einen unglaublichen poetischen Erzählstil besitzt.
Tine: Poetisch finde ich Romane der Brontë Geschwister, wie „Jane Eyre“ von Charlotte Brontë. In „Wuthering Heights“ fand Kate Bush Inspiration für ihren Song, das kann ich gut verstehen. Oder den Dichter Rumi, ein persischer Dichter des Mittelalters. Es ist faszinierend wie zeitlos die Gedichte sind und wie ähnlich das Erleben ist – obwohl es hunderte von Jahren her ist.
• Wie wird das Release gefeiert?
Mit einer großen Pre-Release-Show am 10.10. in der Scheune, Dresden. Das wird für uns ein ganz besonderer Moment sein, weil wir mit tollen Musikern zusammenarbeiten, u.a. einem Live-Drummer. Dazu gestalten wir den Abend gemeinsam mit Thom Artway, einem Songwriter aus Tschechien, der hier jedoch unbekannt, doch in Tschechien wiederum eine große Nummer ist. Wir freuen uns schon sehr auf den Abend.
Und am 20.11. geht „Human Touch“ in die offiziellen Stores.
• Eine „Human Touch“ Tour steht auch ab den 10.10. an. Hoffentlich …
Wenn alles nach Plan geht, geben wir bis Jahresende Konzerte in NRW, Brandenburg und Hessen. Und die ersten Termine für das nächste Jahr stehen auch schon.
Tourdaten: www.iwantpoetry.com/home
Herzlichen Dank für das wundervolle Interview und die lustige Zeit im Café Tiki, Dresden!
Wenn ich nun Eis esse, dann muss ich stets schmunzeln. (Kleiner Insider)
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Titelbild: Sandra Ludewig