❖ Female Voices ❖ the alternatives ❖
You Are Reading
Konni Kass – Diplopia
9
Nordic Diamonds Reviews

Konni Kass – Diplopia

Geboren wurde die smarte Konni Kass auf den Färöer-Inseln im Nordatlantik, wo auch Eivør Pálsdóttir zuhause ist. Dort wuchs sie inmitten von Musik und einer prächtigen Landschaft auf, die sicherlich zu den schönsten gehört. Angetrieben von ihrer Kreativität, indem sie die Dinge wie vergangene Lieben verarbeitet, nur in ihrer eigenen Zeit auf ihre Weise, und auf diesem Album verankert sie es wie ein Schiff im blauen Meer.

Mit emotionsvollen Songs, die sie liebevoll in den Koffer mit melodiösen Pop, Soul, RnB und Jazz packt und dabei ihre nordischen Wurzeln nicht vergisst, nimmt sie dich an die Hand und führt dich durch das Labyrinth der Emotionen. Dabei wird mit „Diplopia“ aufgespielt, um Kraft und Mut zu sammeln, wenn es gerade mal wieder toxisch wird.

In „Diplopia“ geht es um die eigene, wie auch um die Wahrnehmung anderer, zugleich liegt auch eine starke Betonung auf sich selbst treu zu sein und dies auch zu bleiben. Es ist das Empfinden in der zwischenmenschlichen Beziehung, das Konni Kass perfekt in Musik verfasst hat. Durch diesen Prozess gehen wahrscheinlich alle Seelen durch, dennoch ist jede Erfahrung wertvoll; auch die schlechten sind hierbei willkommen.

Das Album beginnt mit Akkorden, die einer elektronisch zarten Fanfare gleichen, sodass durch den Opener „Circles“ ein meisterliches Nordlicht eröffnet wird. Der Song selbst handelt von verschiedenen Gesichtern einer Beziehung, die in die Brüche geht. Am Ende, nachdem sich die Wege getrennt haben, bleiben die Sehnsucht und der Wunsch nach einem Wiedersehen zurück, dass die verlorene Liebe umkehrt. Selbst wenn es nur für einen Tag ist – „I wish you were here“. In diesem Song wurden Instrumente des Nordens mit eingefügt, die die Sehnsucht begreiflich machen.

In einem weiteren Beziehungstrip, welches sich zwischen Verzweiflung, Liebe und Angst bewegt, beschreibt Konni Kass in „Air“, wie sie die Beziehung sieht, die ihr aber nicht gefällt. Am meisten Angst bereitet ihr in diesem Spiel das „Luft holen“ des Gegenübers.

„Boy“ bewegt sich zwischen Gleichgültigkeit und Massivität, welches mit leicht-schwebender Electromanie bis hin zu Electrotrance umspielt wird. In der Story wird erzählt, dass man von etwas oder jemanden genug hat und daraufhin beschließt, aufzustehen und zu gehen. Es gibt in diesem Song keinen Blick zurück.

„Sunlight“ schrieb sie, als sie in Island studierte. Über ihr Sonnenlicht erzählt sie: „‘Sunlight‘ ist eine Ode an die Sonne und die Magie, die sie mit sich bringt.“ Sie genoss in der Zeit die wunderschöne isländische Natur, denn alles war mit Schnee bedeckt und die Sonne schien, dabei hatte sie das Gefühl, dass, solange es Sonnenlicht gibt, alles in Ordnung sein würde.

Ein kleines jazziges Highlight wird mit „Fairplay“ offenbart. Dieses phantastische Stück ist in der musikalischen Konzeption anders als die vorangegangenen Songs. Hier jongliert sie mit ihrer Stimme. Die Klavierschläge bestärken die Dringlichkeit, dass diese Beziehung sich in keinem fairen Spiel befindet. Selbst wenn das Bewusstsein da ist, sich davon zu lösen, wird wiederum zurückrudert und das Spiel beginnt von vorn.

„Rain” ist ein feuriges Liebeslied, das ein Gleichgewicht zwischen Wut und Zerbrechlichkeit herstellt. Die färöische Sängerin betont mit „Rain” die Intensität und Ausbrüche ihrer rauen Emotionen. „Dieses Lied handelt von der Frustration, den Wünschen und der Ungeduld, die Liebe mit sich bringen kann.”, so Konni Kass über diesen äußert genialen Song. Im schwerfälligen und vor sich hin trottenden, auch einem in sich versunkenden „I Resign“ wird dem Saxophon einen auserlesenen Stellenwert gegeben, welches den Song mit einer eingängigen Unverkennbarkeit auszeichnet.

Mit „Beat“ wird ein wundervolles Album beendet. In diesem Song sucht sie die Balance zwischen Zerbrechlichkeit und selbstbewusster Stärke. Der Song ist voller Spannung und baut sich mit viel Druck auf, bis das erlösende Ende naht und endlich aufgeatmet werden kann. Konni Kass schrieb „Beat“, um nach einem unschönen Ende einer Beziehung wieder auf die Füße zu kommen. Und damit schließt sich das Kapitel um „Diplopia“, einem wunderbarem Werk mit einem kraftvollen sowie aufatmenden UND nachhallendem „This beat is my soul!“

***Ja, so ist es. – This Beat ist auch my Soul. „Rain“ war mein erstes Lied, welches ich von ihr hören durfte, worauf ich sofort mit auf ihre Reise ging. Hierbei werde ich das Gefühl nicht los, dass sie sich eine kleine inspirierende Berieslung von Eivør Pálsdóttirs abholte. Ich kann es nicht oft genug betonen: „Diplopia“ ist ein Meisterwerk!

Menschenskind! Färöe – welch‘ musikalische Schönheiten du bewahrst!


Foto:Kirsten Helgadóttir

Wertvolle Links:

Album Artwork: Beinta á Torkilsheyggi