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Lesly’s Dynamite – Not As Usual
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Schmuckkästchen

Lesly’s Dynamite – Not As Usual

Lesly’s Dynamite sind die vier Damen Valeska (Sängerin), Annett (Piano), Ada (Schlagzeug) und Maja (Kontrabass) sowie die zwei Herren Markus (Blechblasinstrument) und Stephan (Saiteninstrument) aus Dresden. Das Sextett präsentiert handgemachten „Finest 50s Sound“, mit dem sie dich im Cadillac abholen und zur nächsten Milchbar fahren, wo eine Jukebox darauf wartet, angeworfen zu werden. Oder sie nehmen dich an einem Sammelplatz des tanzwütigen Esprits mit, um dort mit einem Konzert aufzubegehren.

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Sängerin und Frontdame der Band Valeska arbeitete 2010/2011 als Kellnerin in einer Karaoke Bar, als sie während des Dienstes ein paar Songs trällerte. Ein paar Jungs, die ganz cool an der Bar standen, Bier tranken und am Zahnstocher herumkauten, hörten sie. Dabei horchten sie auf. Das führte dazu, dass sie von einem dieser smarten Rockabillys angesprochen wurde, ob sie eventuell Lust hätte, in ihrer bestehenden Combo im Programm mitzusingen. Das hatte zur Folge, dass Valeska sich in das 50er Jahre Genre verliebte, einem Musikstil, der bis heute überlebte.

Doch bis der Feuerkörper zu Lesly’s Dynamite explodierte, ist Valeska ein wichtiger Teil der Johnny Cash-Tribute Band The Cashbags geworden, worin sie June Carter verkörpert. „Ich liebe die June Carter Verkörperung!“, erzählt Valeska.  Später versuchte sie eine 50er Jahre All-Female Band zu gründen, um eigene Songs zu schreiben. Doch erwies es sich als recht schwierig, alle Instrumente mit Frauenhänden zu besetzen. Demzufolge wurden die fehlenden Charaktere liebevoll in Herrenhände gelegt, die den Sound von Lesly’s Dynamite vervollständigen.

Die erste gemeinsame Platte sollte nicht lange auf sich warten. Jedoch kam ihnen die zähe Pandemie zuvor, wo global alle Instrumente auf der Bühne verstummten. Mit einem Crowdfunding Projekt wurde aus den ungünstigen Voraussetzungen ein erfolgreiches Ziel umgesetzt. Dann konnten sie audiophile Pressungen für moderne Unterhaltungselektronik produzieren, die amüsant, erfrischend und freiheitsliebend sind, wie es die 50er Jahre Generation liebte.

Die erste Pressung „Not As Usual“ ist nicht nur der Titelgeber eines hervorragenden Werkes, sondern trägt dieser auch zur Philosophie um das Lesly’s Dynamite Debüt bei. Das dazugehörige Artwork ist im pastellfarbenen Vintage Look koloriert. Zudem sieht das Cover aus, als wäre es aus einer 50er Jahre Reklame entsprungen. Da es in den 50er Jahren noch keine Compact Discs gab, wurde das Design der CD dem Antlitz einer echten Schallplatte nachempfunden. Das zeigt, dass die Band liebevoll auf Details achtet.

Textlich setzen sie nicht nur auf ein Klischee entsprechendes Songwriting, wie Junge trifft Mädchen, sondern auf reelle Geschichten, die tiefer gehen und nicht im typischen 50er Gewand gekleidet sind. Dazu glänzt jeder Song durch eigene Individualität, die die Band gekonnt instrumental umsetzt.

Das Album wird mit einer zerstrittenen Ehepaar-Beziehung eröffnet. In „Mama Needs A Drink“ zieht sich der Mann zurück, worauf die Frau wutentbrannt etwas zur Beruhigung braucht. Es ist wahrlich wunderbar, dass ein Sparschwein zum verträumten Kernstück wird („Mr Piggy Bank“). Um der Einsamkeit zu entkommen und endlich die Liebe zu finden, soll beim täglichen Tanzabend die Liebe gefunden werden („Dance To Find Your Heart“). Ein treueloser Halbstarker mit zu viel Pomade im Haar kann es nicht lassen, ohne lippenstiftverschmierten Kragen nach Hause zu kommen („Cherry Kisses“).

„Thousand Miles Away“ schrieb Valeska auf der Cashbag Tour im Jahre 2019. Über den Song erzählt sie: „Wir waren zwei Wochen am Stück unterwegs. Irgendwann hatte ich das Gefühl, nur noch im Tourbus auf der Autobahn unterwegs zu sein. Ich hatte Heimweh, vermisste meinen Freund und meine Katze. Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie viel Verständnis mir mein Freund gegenüber aufbringt. Mit dem Song wollte ich ihm sagen, dass die Musik meine große Liebe ist und dass es mich nur zusammen mit der Musik gibt. Dass es aber meine Liebe zu ihm niemals schmälern wird. / Music and I mean true love, but we belong to you…“

Das letzte Stück, welches auf der Platte erklingt, wurde von Annett am Piano geschrieben. In „Grateful“ richtete sie ihren dankbaren Blick auf ihre nähere Umgebung. Diesem zutiefst verbundenen Song gab Valeska mit ihre Stimme Seele und die Band dem instrumentalen Glanz. Und damit wurde ein ausgezeichnetes Album beendet.

„Not As Usual“ ist kein typisches Rock `n` Roll / Rockabilly Album. Lesly’s Dynamite lassen verschiedene Genres wie zum Beispiel den Rhythm & Blues mit einfließen, sodass jeder Song seine eigene Note bekommt. Zudem kokettieren ihre Songs im erfrischenden Esprit – Und: Bei Lesly’s Dynamite kann man noch weitertanzen, auch wenn die Musik zu Ende ist.

***Ganz ehrlich: Als eines Tages meine Gedanken der miesen Laune frönten, legte ich die „Not As Usual“ Scheibe in den Autoplayer; und fortan hatte ich Lust und Laune auf das, was vor mir lag. Das Album schob die dunkle Wolke über mir weg und es wurde ein genialer Tag mit Lesly’s Dynamite im Ohr.


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