❖ Female Voices ❖ the alternatives ❖
You Are Reading
Midas Fall – Cold Waves Divide Us
0
Reviews

Midas Fall – Cold Waves Divide Us

„Cold Waves Divide Us“ ist das fünfte Album des Trios Midas Fall aus Schottland. Die Band ist in ein unwiderstehliches progressives Outfit gekleidet, das mit atmosphärisch-dunklen Farben glitzert und im Wave, Post- / Alternative Rock und Ambient / Electronica spielt.

Das Artwork trägt eine dunkle Farbschleppe, welches einen Orange-weiß vibrierenden Quallen ziert, der aus einer flimmernden Karo-Dekor-Welle schwimmt, und als Symbol für die Liebe und des Glaubens steht. Dazu symbolisiert dieses Nesseltier, dass es bereit ist, das Leben zu akzeptieren so wie es ist und stets einen Weg zum Überleben findet.

Mit einem verzweifeltem „In the Morning We’ll Be Someone Else“ kauert das Dasein auf einer alten Matratze, das sehnsüchtig auf die eigene Auflösung wartet. Die Verzweiflung baut aus ruhigen Klavierstrukturen Wände, deren bedrohlich-wirkenden Gitarren das Ausmaß der Angst intensivieren. Folglich steigern sich Liz Heatons hochfliegende Vocals in die Hilflosigkeit hinein.

„I Am Wrong“ stammt von einem viel wütenderen Ort ab. Hämmernde Drums prusten ihren Staub nach oben, um die zarten melodischen Höhen aufzuwirbeln. Midas Fall spielten in diesem Stück mit einem aggressiveren Sound, welches sie mit kraftvollen Drums und Baritongitarren aufmischten. „Textlich geht es um das Gefühl, in einer Situation mit jemandem gefangen zu sein, in der man sich nie gut genug fühlt, ständig kritisiert wird und das Gefühl hat, dass man nie gewinnen kann. Wenn sich die Selbstzweifel und die Unsicherheit in die Erkenntnis verwandeln, dass man schikaniert wird, ist das Ergebnis ein ziemlich angepisster Song.“

In einem taumelnden Spaziergang mit kreisenden Gedanken, ist das einzig verbleibende Ziel, die Liebe beizubehalten. „In This Avalanche“ trägt eine schwere Last mit sich, die Liz Heaton mit ihrem herzzerreißenden Gesang hervorragend präsentiert.

In „Monster“ zeigt sich die Band von einer kontemplativeren Seite, indem das zarte Intro des Songs in ein wunderschönes synkopiertes Gitarren-, sowie offensives Schlagzeugarrangement übergeht. Elizabeth Heaton erzählt: „Die Monster, von denen ich in diesem Song singe, sind die aufdringlichen, angstbesetzten Gedanken, die von Zeit zu Zeit auftauchen. Vor allem dann, wenn man es am wenigsten erwartet, um einen daran zu erinnern, dass man nie wirklich die volle Kontrolle hat. Es gibt ein Gefühl der Niederlage und Unterwerfung in diesem Song, dem die Idee gegenübersteht, dass der Akt des Schreibens der Worte und der Musik selbst die Lösung sein kann.“

Der Zerfall der eigenen seelischen Verkümmerung nagt in „Atrophy“. Auch wenn der Song einen der ruhigeren Momente des Albums erzeugt, erlaubt sich Liz Heaton im aufbrausenden Sturm ihre Stimme anklagend zu erheben.

Der titelgebende Song „Cold Waves Divide Us“ schwebt in wachsender Kraft zur widerwilligen Wahrheit über. Im trübseligen Versuch dennoch die Wogen zu glätten, schaltet die Erkenntnis das füreinander scheinende Licht aus. Denn kalte Liebe wärmt nicht mehr. Die in dem Stück enthaltenen Klavierelemente umspielen die eindringlichen Drums, die den Herzschmerz untermalen.

Mit einem kraftvollem „Mute“ beendet Midas Fall ein brachial-zartes sowie progressive Werk, welches in seiner schönsten Form veröffentlicht worden ist. In diesem Stück bauen sich zitternde Streicherinstrumente auf, die auf die stampfenden militanten Töne warten, bis sie im ausbrechenden Gitarrengewitter abgeholt werden.

Liz Heaton, Rowan Burn und Michael Hamilton kreierten mit ihrem Album „Cold Waves Divide Us“ eine musische Unwiderstehlichkeit, die in ihrer Tiefe die Befangenheit ausdrückt. Anbei breiteten sie ihr Innerstes an Emotionen der Welt aus, so dass sie aus dem Schmerz heraus etwas Schönes formten. Dazu geht das perfekt arrangierte Werk mit einer grandiosen Stimme weit unter die Haut, die die Seele direkt anspricht, diese fühlen lässt und sie dazu tröstend umarmt. „Cold Waves Divide Us“ ist ein hervorragendes Album, welches einem düsteren progressiven Herzen schmeichelt.

***Ich stehe den Grammys sehr kritisch gegenüber. Aber: Hey Grammys, hier ist ein Album, das mit in die Liste der Nominierten gehört. – „Cold Waves Divide Us“ von Midas Fall, einem Meisterwerk!

Wissenswertes:

Foto: Stephen Alexander

Tour:

  • 16.04.24 München – Sunny Red
  • 17.04.24 Dresden – Ostpol (Polimagie Festival)
  • 18.04.24 Karlsruhe – Kohi
  • 19.04.24 Neunkirchen – Stummsche Reithalle
  • 20.04.24 Osnabrück – Popsalon

Wertvoller Link:

  • Homepage: https://midasfall.com/