SISKA’s Element ist ein progressives Duo aus dem schönen Frankenland, das vergangenes Jahr ihr zweites Album „High Hopes“ auf Vinyl veröffentlichte. Jenes rühmt sich mit Großzügigkeit, welches sich blendend in den Vordergrund stellen kann. Denn der Erlös des Albums wird vollständig an vier ausgewählte Hilfsorganisationen gespendet. Die dahinterstehenden klugen Köpfe zielten darauf ab, sowohl soziale Aufmerksamkeit als auch finanzielle Unterstützung für regionale und weltweit gemeinnützige Initiativen zu generieren. Wie das Duo den Ruf der Musik folgte, das Hilfs-Projekt zustande kam und warum es plötzlich ganz still um die Band wurde, erfahrt ihr hier…
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- In eurer Bio habe ich gelesen, dass ihr „zahlreiche Hindernisse“ überwunden habt. Welche waren das, um zu SISKAS‘s Element zu werden?
Yannick: Zu Anbeginn war es das Loslegen. 2013 schrieb SISKA die erste EP, die wir in der Ansbacher Hochschule lowbudget aufgenommen haben. Auch stellten wir uns der Frage: Wie handhaben wir das? Denn wir brauchten ein Label. Genauer, die Infrastruktur eines Labels. Somit haben wir sehr früh begonnen einfach alles selbst zu machen. Zumal die Angebote mehr kostendeckend waren und/oder es hätten tausende von Euros verdient werden müssen, damit wir überhaupt Anteil davon haben. Somit packten wir das selbst an. Dazu wollten wir weder Rechte noch Nutzungsrechte an den Songs verkaufen. Aber herauszufinden, wie mache ich das, wie gründe ich ein Label war mit der Infrastruktur eines Labels ein Hindernis, das es zu überwinden galt.
SISKA: Generell, wenn man große in sich anklopfende Wünsche hat, dann erscheint die Angst, weil das Gefühl der losgehenden Lawine einen überrollt. Und fragte mich, ob ich den Herausforderungen gewappnet bin. Dann wird alles andere vorgeschoben, um der Lawine den Aufschub zu gewähren. Am Anfang war es auch die Kunst zu verstehen, endlich alles auf „Go“ zu setzen und anzufangen.
Kopf aus. Herz an.
Ein Hindernis war auch das Durchhalten. Dass gewisse Dinge länger brauchen, dem bin ich mir bewusst, denn man braucht einen langen Atem, Disziplin, Ausdauer. Dass man sich immer wieder daran erinnern muss; auch mehrmals, weil darin viel Energie steckt. Musik und Publikum geben einem an enormer Energie, die die Spitze des Eisbergs ist. Und das, was es zu tun gilt, ist diese zu spüren. Nur wenn eine Künstlerin/ein Künstler der To-Do-Liste nicht nachgeht, dann gibt es auch keine Spitze des Eisberges. Wir wollen das Große, das Ganze, nichts Kleines, um etwas bewirken oder verändern zu können und nicht nur für uns ein bisschen Musik machen.
- Ich habe euch in Chemnitz erleben dürfen…
SISKA: Wir haben uns so gefreut, dass du da warst. Wir sind auch ein bisschen anders als andere Musiker, denn uns sind Beziehungen, Verbindungen unglaublich wichtig. Vielleicht steht es uns auch etwas im Weg, weil wir vieles zu wichtig nehmen. Doch das nehmen wir auch in Kauf, weil es uns so viel gibt. Ich musste aber auch lernen, mich von Energien abzuschirmen, die nicht guttun.
- Ich habe mich so gefreut, euch endlich live zu sehen, weil ihr eins meiner Lieblingsduos sein. Als es mir schlecht erging, hat mich eure Musik hochgehoben, gerade der Songs „Smile“. Das ist auch das, was Musik so ausmacht, was eure Musik ausmacht! Denn ihr holt jemanden wie mich aus einer krassen Situation mit nur einem Song raus. Manchmal kann es nur ein Text sein. (Darum sind mir auch Texte so wichtig, die ich von den Promo-Agenturen einfordere.) Oder euer „Guiding Light“, einem „Heartful-Song“ von eurem neuem Album „High Hopes“. Der Song hat Seele. Ihr habt es drauf, die Menschen zu krallen, denen es nicht gut geht. Und ich wünschte mir, dass ihr noch mehr Menschen krallen könntet. Es könnten mehr sein, viel mehr! Ihr könntet, nein, solltet mehr erreichen! Das wäre mein Wunsch. Ich bin euch einfach so dankbar!!! Sag mal weinst du gerade?
SISKA: Ja! Weil mich deine Worte so berührt haben.
Yannick: Es ist egal, wie die Musik gerade gespielt und was dabei gedacht wird, doch ich muss dabei etwas spüren! Vielleicht denkt sich der Musiker was dabei. Nur habe ich immer gesagt: „Wenn mir jemand sagt, „Ich muss nur deinen Song anhören und der macht was mit mir!“, – dann habe ich alles erreicht, was ich als Musiker erreichen will.“
SISKA: Von meinen Texten soll auch jemand profitieren, eine Message bekommen, die einem hilft. Nicht jeder Song geht in die Tiefe, das ist mir auch klar, aber ein egozentrischer Text kam mir noch nicht in den Sinn. Meistens sagen mir die Songs, um was es geht. Ich denke mir keinen Song, keinen Inhalt aus. Das wäre für mich Musik ohne Seele. Ich fühle! Und ich möchte, dass die Seele aus mir spricht. Und wenn ich den Song nicht fühle, dann verdient er es auch nicht auf einer Platte zu sein.
- Das habe ich zum Beispiel bei eurem Album „Angels Cry“ (2019) gefühlt.
SISKA: Danke! In dem Album sind auch wahnsinnig viele Emotionen drin. Wie viel Gefühl ich in „Fly Away“ gepackt habe, die vielen Harmonien, da bekomme ich Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Und bei einigen Songs vom neuem Album „High Hopes“ war ich wiederum so sauer, weil sich Menschen deplatziert verhalten und anderen Schmerz zugefügt haben, was für mich untragbar war.
- Ach, deswegen sind die Songs auf „High Hopes“ so progressiv. Nun verstehe ich das auch. Denn wenn man „Angels Cry“ kennt und später „High Hopes“ bekommt, dann erkennt man schon einen Unterschied. Nun versteh ich auch, warum keine Ballade vorhanden ist.
SISKA: Ja, voll! Und das war so lieb von dir, dass du in der Review angemerkt hast, das keine Ballade vorhanden ist. Ich kam auch auf keine Ballade. Erstens, weil wir unter Zeitdruck standen. Und zweitens, die Songs, die zu mir kamen, waren energetisch im wütendem Thema.
In den Album „High Hopes“ geht es um Beziehungen, die ich miterlebt und darübergeschrieben habe. Damit möchte ich auch diejenigen unterstützen, die sich in einer Trennung befinden und den Schmerz verarbeiten.
Der Song „High Hopes“ ist ein positives universelles Thema, in dem es darum geht, die Hoffnung bei sich zu behalten. Im Vergleich zu „Better Without You“ oder „Face Me Now“, worin Runterziehen keine Option ist. Hier stehe ich und zeige mein Gesicht!
- Ihr seid ein eingespieltes Team, bei euch ist auch ein Kreislauf vorhanden, der mir auch in meinem Leben auch sehr wichtig ist. Doch wie habt ihr euch kennen- und lieben gelernt?
Yannick: Wir haben uns in der Berufsfachschule Dinkelsbühl kennengelernt. Für mich war das dort das Hogwarts der Musik. Ich wollte schon eher an diese Schule gehen, aber meine Eltern lehnten es ab, denn ich sollte zuerst das Abitur absolvieren. Danach bin ich nach Dinkelsbühl und war zur rechten Zeit am rechten Ort.
SISKA: Ja! Mit 17 Jahren war ich das erste Mal an dieser Schule in der klassischen Ausbildung. Ich konnte aber das dritte Jahr nicht absolvieren, weil ich zu jung war und die Anforderung bei 23 Jahren lag. Sieben Jahren später meldete ich mich nochmal an der Schule an. Während der siebenjährigen Abstinenz, habe ich musikalisch einiges unternommen, war in Chören etc. Doch meine innere Stimme sagte mir, das dritte (pädagogische) Jahr anzugehen und wechselte von Klassik zu Rock/Pop. Dort baute ich den Kontakt zu Petra Scheeser auf, die mich bestärkte.
In meinen Hauptfächern Rock/Pop und Klavier lernten wir uns in der Band kennen. So richtig gesehen habe ich ihn aber erst, als wir mit der Band etwas trinken waren. Als ich seine Augen sah, kam das Gefühl auf, dass wir uns schon ewig kannten. Wahrscheinlich war er der Grund, dass ich dort erneut hinsollte. Ich vertraute meinem Gefühl. Denn man sollte nicht alles hinterfragen oder auf alles eine Antwort bekommen. Zudem wurde ich oft in Frage gestellt: „Wie du willst Musik machen?! Von was willst du denn leben?“ / „Na, von Musik! Ich werde Musikerin, Sängerin.“ Und erst als ich losgelassen habe, den Wunsch nicht mehr allein zu sein, ist es eingetroffen. Denn ich war zuvor sieben Jahre allein. Auch diese Zeit prägte mich. Zumal ich niemanden brauche, um glücklich zu sein. Zudem ist es tragisch, wenn man nur jemanden braucht, um glücklich zu sein. Denn erst, wenn man selbst glücklich ist, verdoppelt sich das Glück.
- Ihr arbeitet sehr professionell. Gleich ob es euren musikalischen Bühnen- wie auch Live-Stream oder Social-Media Auftritt betrifft oder der eurer sehr schönen und stetig gepflegten Homepage. Ihr legt sehr viel Herzblut in eure Musik, auf eure Präsenz. Doch was treibt euch an?
Yannick: Oh, das steht immer wieder auf dem Prüfstand. Alles, was wir machen, basiert auf Eigenleistung. Der Merch, die Homepage, das Design der Shirts, das Logo. Und dann sitzen wir auch da und fragen uns, wie wir das alles gestalten wollen oder werden. Oder wie bekommen wir alles unter einen Hut. Und wir stellen immer wieder fest, dass wir so sehr für die Musik brennen, für den Drang Menschen zu berühren, dass es letztendlich leichter wird.
Klar wünschen wir uns auch auf großen Bühnen und Festivals zu spielen. Nicht des Ruhmes wegen, sondern weil der Moment sich multipliziert, die Energie magisch ist, wenn viele Menschen mitsingen. Und für den Moment sind die Menschen glücklich.
SISKA: Also ich kenne meine Blockaden, Vorzüge und daran, wo ich dran arbeiten darf. Auch kenne ich meinen Hang vor zu viel gewollter Perfektion. Dann denke ich zu viel nach, ob es ausreicht, ob es gut genug ist. Nie ist irgendwas perfekt und das ist auch das Schöne daran. Unter Druck entstehen Diamanten und wir setzen uns meistens selbst unter Druck. Stets die Balance zu halten, ist auch eine tägliche Funktion, die wir zu erfüllen haben. Zudem ist es die Liebe zur Musik, die uns antreibt, was für uns am wichtigsten ist.
Yannick: Ja, auch die Vision, die ich habe und wie wir auch den anderen sehen und spüren. Es ist etwas unglaublich Wertvolles. Denn mich treibt auch das Bild an, wie ich SISKA in dem Moment sehen möchte. SISKA liebt es Songs zu schreiben, zu singen und zu spielen. Ich liebe es Schlagzeug zu spielen und zu produzieren. Wir brennen tief dafür, Musik zu spielen.
- Ich habe ja nie Musik gemacht und kenne das Gefühl nicht, Musik zu machen, was in den Musiker:innen passiert. Leider kenne ich nur das Gefühl, wenn ich die Musik in den Händen halte, diese höre. Oder das Gefühl, wenn ich über Musik schreibe. Auch kann ich nicht über ein Album schreiben, das in mir keine Bilder, keine Emotionen, keine Visionen hervorruft.
SISKA: Wenn du es hörst, die Energie spürst, die wir live spielen oder auf der Platte, entscheidet sich nicht allzu viel. Es ist genau die Energie, die uns verbindet. Deswegen verbindet Musik die richtigen Seelen miteinander. Auch dass die Musik dich trifft, wenn du sie gerade brauchst. Man muss kein Instrument spielen oder singen können, um die Energie zu spüren. Hauptsache, man taucht in die musikalische Welt ein, öffnet die Seele, denn dann geht es der Seele besser. Das ist der Schlüssel für die musikalische Tür.
Musik ist die reinste Form hörbarer Energie!
- Auf dem Chemnitzer Konzert sagtet ihr, dass es euch wichtig ist, dass eure Musik gehört wird. Was ist euch noch von Bedeutung?
SISKA: Dass die Message vor allem umgesetzt wird. Zum Beispiel, dass man mutiger ist. Den Mund nicht verschlossen hält, wo es angebracht wäre, diesen zu öffnen. Wie oft wird nichts gesagt, obwohl es ausgesprochen werden sollte? Viel zu oft!
- Nun zu „High Hopes“, eurer zweites Album. Ihr habt es mir aus Dankbarkeit bereits per Download zugeschickt. Jedoch wollte ich auch „etwas Echtes“ in den Händen halten und kaufte mir die sehr hübsch gestaltete Vinyl. Erstens, um das Projekt zu unterstützen und zweitens, weil ich noch ganz der alten Schule Sammlerin von CDs und Vinyl bin. Ich lieb’s. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Verein Gambia Hilfe Hohenlohe, ein sowohl zeit- als auch ein finanziell aufwendiges Charity Projekt zu entwickeln? Zumal solch eine Produktion sehr teuer ist. Dazu bewundere ich euer soziales Engagement, die Einnahmen selbstlos an Hilfsprojekte zu spenden.
Yannick: Wir haben auf einem Sommer Open Air gespielt. Als ich die Promo für SISKA’S Element weiter ausbauen wollte, googelte ich nach dem Verein, der das Open Air organisierte und sah, dass sie sogar einen Radiosender haben. Daraufhin schickte ich während ihrer Sendezeit eine Mail. Kurze Zeit später haben wir die wunderbaren Menschen kennengelernt, die mit uns ein halbes Jahr später die Platte durchgezogen und ihre Energie dazu gegeben haben. Eigentlich wollten wir nur noch Singles veröffentlichen, weil Platten schwer finanzierbar sind.
SISKA: Das Hilfsprojekt strebte den Wunsch, an ein Charity Album produzieren. Weil sie uns auf dem Sommer Open Air gespürt haben, und wir selbst für den Charity einstehen, passte unser Projekt mit ihrem perfekt zusammen. Finanziell war es schon heftig! Damit haben wir nicht gerechnet. Doch wurden wir von außen und von dem Verein sehr unterstützt. Solche Verbindungen finden sich nicht oft zusammen. Das war auch der Grund der Zusammenarbeit. Somit haben wir Zeit, Geld und Energie in die Hand genommen.
Zeitlich gesehen, war es auch heftig, sodass ich nicht wusste, ob ich das schaffen kann. Zum Beispiel war ich Weihnachten im Studio und habe die Songs aufgenommen. Es musste auch organisatorisch, zeitlich passen. Aber im Nachhinein sind wir so glücklich und dankbar, dass wir die Platte machen durften. Zum Teil war es auch magisch, denn ich sah, wie die Tür sich langsam schloss, die sich dann öffnete, als der Text plötzlich in meinem Kopf landete, der mir fehlte. Ich brauchte noch den letzten Teil, sonst hätten wir die Deadline nicht geschafft. Yannick telefonierte schon mit unserem Produzenten David Bottrill (Muse, Peter Gabriel, Placebo). Auch wenn die Zeit sehr heftig war, mental stressig, sind wir mittlerweile sehr dankbar, dass wir die Platte veröffentlichen durften.
In jedem Raum im Haus waren Monitore verteilt, wo David Bottrill aus Kanada zugeschaltet worden ist, um die Platte aufzunehmen. Er ist auch perfektionistisch, sodass er hörte, dass das Klavier nicht gestimmt war. Ich telefonierte mit meinem Klavierstimmer, der auch all seine Termine verschoben hatte, um schnell meinen Flügel zu stimmen, damit wir produzieren konnten. Wir sind von einem Raum zum nächsten und nahmen bis spät nachts auf und hofften, dass unsere Jungs in ihren Betten schliefen, was sie auch taten.
- Die Einnahmen von „High Hopes“ wurden/werden alle gespendet? Das war doch ein sündhaft teures Wahnsinnsprojekt.
SISKA: Ja! Das ist auch selbstlos von uns allen. Deswegen hoffen wir natürlich, dass nicht nur energetisch, sondern auch finanziell etwas zurückkommt. Wenn es nur darum ginge, dürften wir nicht weitermachen, weil wir derzeit nur Minus machen.
Yannick: Eigene Musik ist generell schwer finanzierbar. Der Verkauf rechnet sich kaum noch, weil die Nebenkosten so hoch sind. Die Mentalität ist mittlerweile so, dass Musik kostenlos abspielbar sein soll.
SISKA: Weißt du, wie viele sich die Musik auf Spotify anhören, die es auch „geil“ finden, aber die Platte nicht kaufen wollen. „Wieso soll ich das jetzt noch kaufen?“ Und wir haben in unserer Platte extra einen Download Code, um die Platte herunterladen zu können, um auch für den guten Zweck etwas zu tun.
- Ich finde, dass Spotify – der Streamingdienst an sich – die Musikindustrie zerstört. Ich kauf mir das Album, weil es für mich einen Wert hat. Es ist auch ein Reiz, ein Glücksmoment, wenn ich eine CD/Vinyl erhalte, diese auspacke, in den Player oder auf den Plattenspieler lege und tief eintauchen kann.
Yannick: Wir haben ein CD-Regal und laufen täglich daran vorbei. Und in dem Moment ist mir erst einmal bewusst geworden, wie wunderschön es eigentlich ist, nur diese eine CD zu hören, um darin und in das Gefühl einzutauchen. Spotify ist Planmusik.
SISKA: Meiner Meinung nach, fühlt man sich dann mit der Künstlerin, mit dem Künstler, viel mehr verbunden. Wenn ich Songs von einem Album höre, dann weiß ich, wo ich war, was passiert ist und mich bewegt hat.
- Wie viel Einfluss hatte der Verein, sich in euren musischen Raum „einzumischen“?
Yannick: Gar keinen! Der Verein hat Spenden für die Produktion der Platte gesammelt, für das Vinyl selbst. Doch Einfluss auf die Platte hatten sich nicht. Wir haben uns getroffen und zum Beispiel das Inlay besprochen.
SISKA: Die Musik war unser Job. Und wir haben dazu noch sehr viel Geld in die Hand genommen, um die musikalische Produktion zu bezahlen, wie Producing, Mixen, Mastering. Das haben wir aus eigener Hand bezahlt. Nur ist uns die Musik, weil sie die Welt besser macht und die Message wichtiger. Andere würden fragen, ob wir spinnen würden. Doch das war unsere Entscheidung! Wir hätten auch ablehnen können, aber dazu wurde uns das Projekt zu wichtig.
- Wer ist eigentlich „Marylin“? Ich will das auch wirklich wissen, also, wer ist das eigentlich?
Yannick: Marylin ist eine Person, für die man keine Energie aufbringen sollte. Es kostete so viel Kraft, eine Beziehung mit der Person aufrecht zu halten, sodass es besser war, die geöffnete Tür achtsam zu schließen. Somit habe ich beschlossen die Tür zuzumachen und SISKA hats vertont.
SISKA: Diese Person existierte wirklich in unserem Leben. Die Idee zu dem Song war da und ging nicht mehr weg. Der Song entstand auch erst mit dem Chorus. Und wieder kam der Text kam durch, ohne dass ich diesen mir ausgedacht habe, wo es letztendlich auch einen Sinn ergab.
- Während der Entstehung, was war die größte Herausforderung?
SISKA: Alles unter einen Hut zu bekommen. Familie, die Musik, die nicht vorhandene Zeit bis zur Deadline.
Yannick: Warum habe ich vom Ende des Tages zu wenig Zeit, um noch mehr Dinge zu erledigen oder vorzubereiten?!
- Wenn ich eure Musik höre, dann singe ich jedes Mal mit, weil eure Songs ins Herz treffen und auch Kraft geben. Mein liebstes Stück ist „Guiding Light“. Bei „Scream“ hält mich nichts mehr. Gab auf „High Hopes“ einen Song, bei dem ihr sofort eine Melodie im Ohr hattet?
SISKA: Ja, bei „Marylin“.
- Gibt es einen Songzeile, einen Refrain auf dem Album, den ihr besonders mögt?
SISKA: Aus „Take a Flight“ singe ich „I think it’s time / No longer givin’ in“. Live jedoch singe ich: „I think it’s time / No longer givin’ a shit.“
Zudem ist „Take a Flight“ mein persönlicher Lieblingssong. Der Text hat mir geholfen, aus meiner Komfortzone herauszugehen, um ICH zu sein, die nicht immer perfekt ist. Und wenn es einem nicht passt, dass ich so bin wie ich bin, soll er/sie gehen! Das ist dann auch nicht mehr mein Problem. Es ist wichtig sich von anderen Energien abzuschirmen und eigne Grenzen zu schaffen.
Yannick: Der Chorus von „High Hopes“ gibt mir die Energie: „Through the stormy seas / We’ll chart our way / With courage strong / We’ll never sway / On this troubled road / Wherever life goes / We’ll stand as one / Unbreakable and strong“ Der Text zeigt auf, dass die Hoffnung an das Gute regiert. Und aus dem ersten Album „Angels Cry“ habe ich „True Lovin‘“ – On the wings of gold / I see you in my dreams!“ Ich erinnere mich, wie ich zu den Piano Parts die Lichterzeugnisse programmiert habe, sodass diese synchron sind, wenn SISKA den Song spielt, sodass die Töne das Licht zu der Zeile erzeugen.
- Und nun zu meiner unausweichlichen Lieblingsfrage: Kate Bush hatte aufgrund des Buches sowie des Films „Sturmhöhe“ von Emily Brontë Inspiration für ihren Klassiker „Wuthering Heights“. Welches Buch / Gedicht / Gemälde würdet ihr gerne vertonen wollen bzw. einen Song darüberschreiben?
SISKA: Ich erinnere mich, dass ich schon Gedichte einer Freundin vertont habe. Dies ist schon 17 Jahre her. (Also erst gestern…HAHA!) Und ich habe zu einem Musical die Musik untermalt. Das puscht auch und bringt einem zu den herausfordernden kreativen Grenzen, die wiederum Brücken bauen können, dich zu neuen Möglichkeiten führen. Yannick und ich sind Wege gegangen, die zappenduster waren. Jedoch wussten wir, dass das der Weg ist. Und irgendwann kam das Flutlicht, das uns so beleuchtet hat, dass wir geblendet waren.
Manchmal muss man auch mutig sein, auch wenn man nicht weiß, wohin der Weg einen führt!
Yannick: Ich habe ein Bild, welches ich gerne vertonen würde, das in meinem Studio hängt: „Der Mönch und das Meer!“ Das Meer, die Freiheit, rau, mystisch, melancholisch, deep. SISKA würde sich dieses Bild nie in ihrem Zimmer hängen. Daraus würde ich sogar ein Album machen.
- Ähmmm… und plötzlich wurde es still. Ich bekam es nur mit, weil ich von euch ewig nichts mehr gelesen/gesehen habe und keine Reaktion auf meine Interview-Anfrage kam. Nach dem zweiten Versuch erzählte mir Yannick von der schweren Erkrankung. Ja, dann habe ich geweint.
Yannick: Das war ein kurzer Zeitraum, als es einfach los ging.
SISKA: Es war, als würde man einmal komplett im Handstand durch die Welt laufen. Ich frag auch nicht nach dem Warum. Ich bekomme sowieso keine Antwort. Wir versuchen positiv nach vorn zu schauen und das Beste daraus in jedem Moment zu machen, was unglaublich anstrengend ist.
Der Weg nach unten oder nach hinten, existiert für mich nicht. Das ist für mich keine Option!
In den letzten Monaten hätte es vermehrt zu Social-Media Postings kommen müssen. Aber ich habe keine Zeit dafür, weil die privaten Umstände mich so einnehmen, dass SISKA’s Element komplett lahm liegt. Was für mich unglaublich schlimm ist! Selbst um darüber nachzudenken, habe ich keine Zeit. Alles, was das Projekt angeht, liegt brach. Wir haben weder Energie noch Zeit, um uns darum zu kümmern.
Es fühlt sich auch wie eine Ewigkeit an. Nur kann ich mich nicht zerteilen und wir zerteilen uns sehr oft und das auch gerne. Doch irgendwo ist eine Grenze erreicht. Und diese Grenze lerne ich auch gerade erst zu sehen. Denn ich muss die Balance finden, von dem, was im Moment körperlich machbar ist. Es geht nur darum, wie ich den einen Tag zum nächsten Tag schaffe. Oder wie schaffen wir es mit dem „Ist-Zustand“ zu leben. Und wir hoffen, dass der „Ist-Zustand“ sich ganz schnell zum Positiven ändert.
Wir haben uns noch immer nicht entschieden, wie wir damit im öffentlichen Bereich umgehen sollen. Dazu, wenn ich es veröffentlicht hätte, wären eventuell Buchungen für Hochzeiten nicht zustande gekommen, weil viele vielleicht Angst haben, dass eine Buchung in einem halben Jahr nicht stattfinden kann. Und manche ziehen sich komplett vor dem Thema Krebs zurück. Mir ist es wichtig, dass man ehrlich und authentisch ist. Vielleicht versteht man dann, warum gerade keine Posts kommen. Dabei haben wir so tollen Content gedreht, mit Videos und Bilder. Nun weißt du auch, warum es keine Livestreams mehr gibt.
Das ist gerade der Grund, warum alles anders ist. Und auch da bemühen wir uns, uns nicht negativ runterziehen zu lassen. Es ist eben alles anders als zuvor. Nur darf man nicht ins Grübeln gehen! Das Interview hilft mir nach vorne zu schauen, einen Weg weiterhin zu sehen… Es ist wichtig weiterzudenken und nicht abzuwarten. – Nein, wir warten nicht ab, wir planen!
Also: Plant mit der Hoffnung, dass alles gut ausgeht!
- Danke für das tolle Interview und dass ihr euch die Zeit genommen habt. Mir bedeutet das mehr als wahrscheinlich euch. Vielen, vielen, vielen Dank!
SISKA: Sehr gerne. Das glaube ich nicht, dass es dir mehr bedeutet als uns. Wir hoffen, dass wir dich bald wiedersehen. Und auch hoffen wir, dass wir in unseren normalen Flow wieder zurückkommen. Mir hilft es gerade sehr, mich zurückzuerinnern, dass es noch dieses Leben gibt: Das Leben einer Musikerin, und das eines Musikers. Wenn wir im Proberaum sind, ist es wie ein Flashback, die Energie aufleben zu lassen, zu spüren, die Seelen zu verbinden, und davon zerren wir. Auch von den Erinnerungen, wenn wir Momente aufleben lassen.
Seitdem ich in dieser „Phase“ bin, bin ich ein bisschen egoistischer geworden. Dies meine ich nicht negativ. Es ist mein Selbstschutz, auch mal an mich zu denken. Und das habe ich in meinem Leben noch nie. Ich denke immer an alle anderen. Vielleicht ist das auch der Grund, dass ich krank geworden bin. Ich lerne daraus! Und können bald energiegeladenere, gestärktere, authentischere Musik nach außen transportieren, sodass es Menschen berührt, hilft, unterstützt, empowert. Ja, auch dass mehr Geld reinkommt, was nicht der Hauptgrund ist, sondern um damit Gutes zu tun. Das ist der Grund, warum wir auf große Bühnen wollen. Ich wollte schon immer auf große Bühnen, weil ich Menschen bewegen will. Meine Intension war nie, ich will viel Geld! Ja, ich möchte mit der Musik Geld zu verdienen, damit ich unterstützen oder etwas bewirken kann, ob für Mensch oder Tier. Es gibt so viel zu tun.
- Ist noch etwas geplant wie Konzerte? Ich weiß, es ist gerade schwierig…
SISKA: Richtig. Aber wir sind erst seit sehr kurzer Zeit wieder im SISKA’s Element Modus; überhaupt an diese andere Welt, an unser anderes Leben zu denken. Und hoffen, dass wir schnell ins Booking übergehen können, das frühestens im Herbst stattfinden wird. Alles vor Juli ist nicht schaffbar.
- Bitte nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Alles andere findet sich ein.
SISKA: Das ist auch wieder ein großer Reminder für mich, warum wir das überhaupt machen. Es sind für mich wie kleine Glühwürmchen, die mir den Weg zeigen… Alle positiven Seelen sind Glühwürmchen. Es ist auch wichtig, dass jemand da ist, der mit Licht leuchtet.
*** Ich bin gerne ein Glühwürmchen. Erst dachte ich, dass ich abwarte, bis es SISKA wieder besser geht, aber über Musik zu sprechen gibt einer Musikerin Kraft. Das Interview gab mir selbst viel Kraft und Selbstreflexion, wofür ich sehr dankbar bin.
Wissenswertes:
- „High Hopes“ wurde ausschließlich auf Vinyl veröffentlicht, ein Download Code liegt bei und bei Kauf wird die Vinyl signiert verschickt
- Konzert: 1.6.2025 | 14:00 Uhr | Fest der Begegnung in Bruckberg | Wohnen Bruckberg, Bernhard-Harleß-Straße 2 91590
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