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Taylor Swift – The Tortured Poets Department
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Taylor Swift – The Tortured Poets Department

Ihre Gedanken stehen nie still…

Das Songwriting ist ihre stetige Begleitung, die auf sehr erfolgreiche Pressungen gebannt und zu unerbittlichen Chartstürmern werden. Es könnte sein, dass, wenn sie ihre Worte nicht auf ein Blatt Papier niederschreiben und die Gitarre zupfen kann, sie mit ausgebreiteten Armen in ein tiefes Loch fällt. Denn die Musik fängt sie auf und flickt sie wieder zusammen, was Idiotie in ihr zerrissen hat. Und das, was sie ist, ist Fakt: Taylor Swift ist eine leidenschaftliche und offensichtlich brillante Singer-Songwriterin, die sich von keinem Genre definieren lässt.

Der Singer-Songwriterin scheint es leichtzufallen, Texte zu verfassen. Dazu ist sie der flanierende amerikanische Traum, von dem viele Künstlerinnen und Künstler träumen. Einen Traum, den sie seit Kindheitstagen hegt und pflegt, streng und diszipliniert verfolgt, ausübt und auskostet. Daran lässt sie wiederum ihre riesige, millionenstarke und treue Fangemeinde teilhaben, die stets für ordentlich Stimmung sorgt.

Die Ankündigung ihres neuen Albums „The Tortured Poets Department“ sorgte für viele Hörende und Fans für Verblüffung. Da sie sich zur überraschenden Bekanntgabe bereits auf ihrer „Eras“-Welttournee befand, wo sie Verständnis für die Länder zeigt; indem sie in kleinen Teilen die Sprache des jeweiligen Landes lernt, ihren Gaumen mit Kulinarischen frönt, ohne sich im Hotel einzumauern. Doch: Wie? Wie schafft sie das? Über 30 Songs hat sie währenddessen geschrieben. Sie muss ihre „Arbeit“ sehr lieben! Zumindest strahlt sie es öffentlich aus. Und ihr Zeit- wie auch Management scheinen perfekt durchgetaktet zu sein, sowie miteinander zu kooperieren und zu harmonieren.

„The Tortured Poets Department“ ist ein atmosphärisches Downtempo Album, welches einen weiteren Kontrast zu den bunten Pop-Varianten vor „Folklore“ darstellt. Zudem bildet der Titelname eine Divergenz zu ihrer Diskographie. Ferner deutet das unbunte Farbthema des Werkes aus Grauweiß auf Reflektion, Haltung und Weisheit hin, was dieser Produktion auch entspricht und in seiner inhaltlichen Schärfe in nichts nachsteht.

Das Talent der Longsellerin liegt in der Wärme ihrer Songs. Sie atmet die Sprache des Songschreibens ein, wie Patti Smith die Lyrik. Dazu greift Taylor Swift auf „The Tortured Poets Department“ tief in zurückliegende Erinnerungen, die sie bedrückten und trägt Geschichten vor, die jedem passieren könnten. Mitunter trug sie ihr Gedankengut von niederen Gemeinheiten armseliger Menschen in eine Kartei ein, die sie zerrissen haben, um sich besser zu fühlen. Die Gehässigen schafften es, dass Taylor Swift ihres mentalen Gesundheitswillen vor ein paar Jahren für einen unbestimmten Zeitraum in ein anderes Land zog, um sich wieder zusammenzunähen, sowie Sally in Nightmare before Christmas.

Aufgrund ihrer globalen Popularität ist ihr Sichtfeld jedoch – auf das allgemeine Leben bezogen –in einer Rotationsmaschine aus Bodyguards, Paparazzi und obsessiven Fanatikern stark eingeschränkt. Dazu hechtet die Presse ihr nach wie einer streunenden Katze nach einer Maus auf dem Feld. Dennoch zeigt Taylor Swift Klasse. Sie arrangiert sich, wird dem weder überdrüssig noch müde, sondern trifft weiterhin wie Engel Arthur, nur mit einem lyrisch-musischem Pfeil, in die Herzen und Gehirne der Hörenden. Und alles, was an ihren Nerven nagt, wie eine Ratte an einer Leitung, setzt sie in ihre Songs um, die wiederum anderen aus der Seele sprechen.

Dementsprechend steigt in „Fortnight“ (feat. Post Malone) der Puls höher. In diesem Song befindet sich der Albumumfassende poetische Background, welcher sich von Fatalismus, über Sehnsucht, zur Wut und ohnmächtiger Verzweiflung bis hin zur Obsession und Transformation bewegt. Weiterhin schürt die Liebestrinkerei den Konsum des Werkes. „My Boy Only Breaks His Favorite Toys“ fährt mit mitsingenden Hooks auf. In „But Daddy I Love Him“ sitzt die Bridge wie in dem Song „Out Of Thee Woods“ von „1989 (Taylors Version)“. Einen synthetischen Ausreiser bildet „I Can Do It With a Broken Heart“, der wie ein Up-Tempo Glitter-Helikopter über die Köpfe fliegt.

Danach wird erst einmal tief durchgeatmet, denn „The Smallest Man Who Ever Lived“ schneidet scharf ins Gesicht. Dieses Stück kann auch angehört werden, um voll[-vor-Wut-]trunken ehemaligen Bekanntschaften einen gepflegten Satz heißer Ohren zu verpassen. In „The Alchemy“ wird der Touchdown der Liebe gefeiert, weil die Chemie eindeutig stimmt.

Nach der Veröffentlichung von „The Tortured Poets Department“ konnte das letzte beschriebene Blatt, welches aus der Schreibmaschine stammte, mit dem Stempelaufdruck „Erledigt“ zu den Akten gelegt werden. Um damit holte sich Taylor Swift ihren aufatmenden Seelenfrieden zurück und verschließt den Karteischrank, ohne jemals wieder geöffnet zu werden.

Und Taylor Swift wird weiterschreiben … bis der letzte Wachstropfen der Kerze die Tischplatte berührt. Selbst dann zündet sie eine neue Kerze an, wie andere eine Zigarette.


*** Ich haderte mit mir, ob ich das Album anhören werde, weil in meiner Social Media Timeline ausschließlich, unaufgefordert und automatisch Beiträge von und über Taylor Swift erscheinen. Dies dazu führte, dass Künstlerinnen stark in den Hintergrund gedrängt werden und „Fortnight“ mir zuerst zu sehr nach Lana del Rey klang. Eines Nachts war es so weit, ich hörte es und verfiel wie von Zauberhand in einen schwarz-weißen Wirbel. Kurze Zeit später legte ich eine limitierte Vinyl auf meinen Plattenspieler und kaufte mir eine 8,99 € Universal Ausgabe fürs Auto. Mittlerweile mag ich den pulsierenden Sound sehr gerne und habe auch meine Lieblingssongs. Zudem wünsche ich mir die „TTPD: Anthology“ als Vinyl-Ausgabe. Das wäre „Nice“. [*zwinker*]

Ein Musiker erzählte mir, der ihre Musik nicht kennt, dass Taylor Swift einen Namen trägt, der sehr bekannt ist und dazu motiviert, ihre Musik zu hören. Ebenso, dass dadurch andere Musikschaffende motivierter in ihrer Leistung sind. Nur, leider ist es in der Musikbranche so, dass zum einen die finanziellen Mittel für eine Albumaufnahme schwer über einen „normalen“ Job erarbeitet werden müssen und zum anderen, dass bei wenigen ein geldreicher Background wie bei Taylor Swift vorhanden ist, sodass viele Musikschaffende „neidvoll & durchaus missgünstig“ zur swift’chen Ära aufblicken und vor sich hin seufzen.