„Wir waren irgendwie durch mit Orchestern und klassischen Metal-Riffs. Das haben wir schon Tausende Male zuvor gemacht. Es war einfach an der Zeit, unseren Horizont zu erweitern, also haben wir uns fantastischen Künstlern aus anderen Genres mit einem bombastischen Sound und fetten Bässen gewidmet. Plötzlich kam uns der Gedanke, dass wir diese großartigen Sounds ebenfalls nutzen wollten – allerdings ohne, dass häufig damit verbundene Artifizielle. Wir suchten und fanden also Wege, das Ganze rauer und moderner klingen zu lassen, so dass sich uns eine völlig neue und überraschende musikalische Welt eröffnete. Die ist härter, dreckiger und futuristischer als alles, was wir zuvor gemacht haben.”
Gut, dass sie damit „durch“ waren, denn das Electronic-Metal Baby ist der neue „Braveheart“ des Metals – Freiheit!!!
Die Reset-Taste wurde gedrückt. Die musste WT auch drücken, da sie kurz vor einer Trennung standen. Sharon veröffentlichte in ihrer Ruhephase ihr Solo-Album „My Indigo“, da sie wieder zu sich selbst finden musste. Somit war ihr Solodebüt jenseits des WT-Extrakts.
Der Abstand war zwingend notwendig. In der Ruhe liegt die Kraft! DIE war nötig! Die Auswirkungen davon zeigt „Resist“ und ist Bandintern auch ausschlaggebend gewesen. Ohne „Resist“ würde es Within Temptation nicht mehr geben. (Beim heiligen Wallace! Gut, dass es „Resist“ gibt.) Es ist auch völlig legitim, sich neu inspirieren zu lassen und Elemente, die einem gefallen, zu einem anderen Sound zu verknüpfen.
Und dann geht es los: Eine Art Fanfare dröhnt aus dem Boxen, wenn der Opener „The Reckoning“ beginnt. Das Widerstand-Duett mit Papa Roach Sänger Jacoby Shaddix und Sharon den Adel könnte nicht besser gewählt sein. Die Konstellation der Abrechnung ist gnadenlos perfekt.
Das Tempo der Tracklist lässt kaum Zeit zum Durchatmen. „Raise Your Banner” packt dich mit einer Alice-in-Chains-gleichen Düsternis im Genick und gibt dich dank des grandiosen Refrains dann wieder frei. Bei diesem Stück wird Sharon von Anders Fridén begleitet, Frontmann der Metalcore-Band In Flames. „Anders Fridén kombiniert melancholische Melodien mit hartem Grunzen. Es ist fantastisch zu erleben, wie er sich von einem sehr guten Sänger in einen Schreihals verwandelt und umgekehrt. Das gibt dem Song eine neue Dimension.”
Sharon singt sich mal wieder um Leib und Seele. Ob wütend, suchend, gedankenverloren, emotional – alles ist auf „Resist“ verankert. Dazu ist noch die maskuline Unterstützung ein Augenmerk, welches den Kontrast bildet. WT ist als geschlossene Band mit wild pochendem Herzen wieder zurück.
„Resist“ ist rebellisch, stark elektrisierend und energetisch zugleich. Wie wenn man mit der Hand an einen Elektrozaun fasst.
Mein Resümee: Ein geiles Ding!